Einleitung
Eifersucht ist eine der intensivsten und häufigsten „Emotionen“, die in zwischenmenschlichen Beziehungen auftritt. Besonders in romantischen Partnerschaften kann sie zu großen Spannungen führen. Aber auch in Freundschaften, familiären Beziehungen oder sogar im Arbeitsumfeld kann Eifersucht entstehen. Oft ist dieses Gefühl mit Unsicherheit, Verlustängsten und dem Wunsch nach Kontrolle verbunden.
Doch was genau löst Eifersucht aus?
Welche psychologischen Mechanismen stecken dahinter?
Und wie können Menschen lernen, mit Eifersucht umzugehen?
In diesem Artikel gehen wir den Ursachen von Eifersucht auf den Grund, beleuchten ihre Auswirkungen auf Beziehungen und zeigen Wege auf, wie Eifersucht durch gezielte Therapie überwunden werden kann.
Wir am Institut für Beziehungsdynamik
Das Berliner Institut für Beziehungsdynamik, gegründet 2006, bietet im Schwerpunkt Paartherapie, Sexualtherapie und Körperpsychotherapie an. Eifersucht ist hierbei ein Thema, wegen dem wir sehr häufig aufgesucht werden. Wir am Institut betrachten Eifersucht entwicklungsorientiert und fokussieren auf die Entwicklungschancen, die sich in Auseinandersetzung damit bieten.
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Was ist Eifersucht?
Eifersucht ist eine emotionale Reaktion auf die Wahrnehmung einer Bedrohung durch eine dritte Person. In romantischen Beziehungen entsteht Eifersucht typischerweise, wenn eine Person das Gefühl hat, dass der Partner einer anderen Person mehr Aufmerksamkeit schenkt oder emotional nähersteht . Es handelt sich dabei um eine Mischung aus Unsicherheit, Angst, Wut und Trauer. Eifersucht tritt aber nicht nur in romantischen Beziehungen auf: Auch Geschwister, Freunde oder Kollegen können eifersüchtig aufeinander sein, wenn sie das Gefühl haben, dass jemand anders ihnen wichtige Anerkennung oder Zuneigung entzieht .
Die emotionale Intensität von Eifersucht kann sehr stark variieren. Während einige Menschen nur gelegentlich leichte Eifersuchtsgefühle verspüren, kann Eifersucht bei anderen ein ständiger Begleiter sein, der ihr Verhalten in der Beziehung bestimmt und das Vertrauen untergräbt.
Etymologie des Begriffs
Der Begriff Eifersucht hat seine Wurzeln im Althochdeutschen, wo er sich aus den Wörtern „eiver“ und „suht“ zusammensetzt. Hierbei bedeutet „eiver“ so viel wie Bitterkeit und „suht“ steht für Krankheit. Ursprünglich bezeichnete der Begriff also eine Art von „krankhafter Bitterkeit“ oder „Verbitterung“.
Die Entwicklung des Begriffs reflektiert auch die evolutionären und psychologischen Aspekte von Eifersucht. Sie wird als ein Mechanismus angesehen, der dazu dient, die Bindung zwischen Partnern zu schützen und potenzielle Bedrohungen frühzeitig zu erkennen.
Ursachen von Eifersucht
Die Ursachen für Eifersucht sind vielfältig und oft tief in der Psyche des Einzelnen verwurzelt. Zu den häufigsten Auslösern gehören:
- Emotionale Unsicherheit: Menschen mit einem geringen Selbstwertgefühl oder Verlustängsten sind besonders anfällig für Eifersuchtsgefühle. Sie haben oft Angst, dass sie nicht gut genug sind oder dass sie den Partner verlieren könnten . Diese Unsicherheit kann dazu führen, dass harmlose Verhaltensweisen des Partners als Bedrohung wahrgenommen werden.
- Vergleich mit anderen: In vielen Fällen entsteht Eifersucht durch den Vergleich mit anderen Menschen. Wer sich mit vermeintlichen Rivalen vergleicht und das Gefühl hat, weniger attraktiv oder liebenswert zu sein, wird anfälliger für Eifersucht. Solche Vergleiche verstärken das Gefühl der Bedrohung und können die Eifersucht weiter anheizen .
- Vergangene Erfahrungen: Menschen, die in früheren Beziehungen betrogen oder enttäuscht wurden, neigen oft zu erhöhter Eifersucht in späteren Beziehungen. Die Angst, erneut verletzt zu werden, führt dazu, dass sie besonders wachsam auf Anzeichen von Untreue oder Distanz reagieren. Dies kann sogar zu einer Überinterpretation harmloser Signale führen.
- Bindungsstil: Studien zeigen, dass der Bindungsstil, der in der Kindheit entwickelt wurde, einen großen Einfluss auf die Eifersuchtsneigung hat. Menschen mit einem unsicheren Bindungsstil, die in ihrer Kindheit keine stabile emotionale Sicherheit erfahren haben, sind in romantischen Beziehungen besonders anfällig für Eifersucht.
Formen der Eifersucht
Eifersucht tritt in unterschiedlichen Formen auf. Diese reichen von leichter Unsicherheit bis hin zu extremer und pathologischer Eifersucht, die das Leben der Betroffenen massiv beeinflusst. Im Folgenden werden die wichtigsten Formen der Eifersucht beschrieben:
- Reaktive Eifersucht: Diese Form der Eifersucht entsteht als Reaktion auf eine reale Bedrohung der Beziehung. Wenn der Partner beispielsweise mit jemand anderem flirtet oder eine emotionale Nähe zu einer dritten Person entwickelt, kann dies verständlicherweise Eifersuchtsgefühle auslösen . Reaktive Eifersucht ist in gewissem Maße eine normale Reaktion, solange sie nicht übertrieben wird und in ständiges Misstrauen umschlägt.
- Präventive Eifersucht: Diese Form der Eifersucht basiert nicht auf einer tatsächlichen Bedrohung, sondern auf der Vorstellung, dass eine solche Bedrohung entstehen könnte. Menschen, die präventiv eifersüchtig sind, versuchen oft, potenzielle Bedrohungen im Vorfeld zu verhindern, indem sie den Partner überwachen oder kontrollieren . Solche Verhaltensweisen können jedoch die Beziehung erheblich belasten.
- Selbsterzeugte Eifersucht: Bei dieser Form der Eifersucht liegt der Auslöser nicht in äußeren Umständen, sondern in inneren Unsicherheiten. Selbst wenn es keine Anzeichen für eine Bedrohung gibt, fühlt sich die betroffene Person bedroht und entwickelt starke Eifersuchtsgefühle. Diese Form der Eifersucht ist besonders destruktiv, da sie auf irrationalen Annahmen basiert und das Vertrauen in der Beziehung erheblich beschädigen kann .
- Wahnhafte Eifersucht (Othello-Syndrom): Dies ist die extremste Form der Eifersucht. Betroffene haben unbegründete und zwanghafte Überzeugungen, dass der Partner untreu ist, selbst wenn es keinerlei Hinweise darauf gibt. Wahnhafte Eifersucht kann zu extremen Verhaltensweisen führen, wie zum Beispiel ständiger Überwachung, Aggressionen oder sogar Gewalt.
Eifersucht bei Freud
Sigmund Freud, der Begründer der Psychoanalyse, betrachtete Eifersucht als ein tiefes menschliches Gefühl, das in verschiedenen Formen auftritt. Er klassifizierte Eifersucht als ein normales Gefühl, ähnlich wie Trauer, und sah sie als eine Reaktion auf die Angst, etwas zu verlieren, das man liebt. Freud unterschied zwischen folgenden Formen der Eifersucht:
Die Formen der Eifersucht nach Freud
- Normale Eifersucht: Diese Form entsteht, wenn eine reale Bedrohung für eine Beziehung wahrgenommen wird. Sie ist eine natürliche Reaktion auf das Gefühl, dass jemand anderes die Zuneigung oder Aufmerksamkeit eines geliebten Menschen in Anspruch nehmen könnte. Normale Eifersucht kann als gesunde und emotionale Reaktion betrachtet werden, solange sie im Rahmen bleibt.
- Projizierte Eifersucht: Diese Form der Eifersucht hat keinen realen Anlass und basiert auf den eigenen Ängsten und Unsicherheiten. Freud argumentierte, dass projizierte Eifersucht oft aus der eigenen Untreue oder dem verdrängten Wunsch nach Untreue resultiert. Die betroffene Person projiziert ihre eigenen unbewussten Wünsche auf den Partner und verdächtigt ihn der Untreue, obwohl es keinen tatsächlichen Grund dafür gibt.
- Wahnhafte Eifersucht (Othello-Syndrom): Dies ist die extremste Form der Eifersucht und zeichnet sich durch unbegründete Verdächtigungen und Misstrauen aus. Freud beschrieb diese Form als wahnhafte Überzeugung, dass der Partner untreu ist, selbst wenn keinerlei Beweise dafür vorliegen. Betroffene zeigen oft irrationale Verhaltensweisen, die ernsthafte Konflikte und Schäden in der Beziehung verursachen können.
Auswirkungen von Eifersucht auf Beziehungen
Eifersucht kann eine Beziehung erheblich belasten. Während ein gewisses Maß an Eifersucht in vielen Beziehungen normal ist, kann übermäßige Eifersucht das Vertrauen untergraben, zu Konflikten führen und langfristig die Beziehung zerstören. Die häufigsten negativen Auswirkungen von Eifersucht auf eine Beziehung sind:
- Vertrauensverlust: Wenn Eifersucht zur ständigen Überwachung oder zum Misstrauen führt, leidet das Vertrauen zwischen den Partnern. Ohne Vertrauen kann keine gesunde Beziehung bestehen .
- Kontrollverhalten: Eifersüchtige Menschen neigen dazu, ihren Partner kontrollieren zu wollen. Sie verlangen ständige Bestätigung, durchsuchen möglicherweise das Handy des Partners oder schränken seine sozialen Kontakte ein. Solches Verhalten kann zu Spannungen und Konflikten führen .
- Emotionale Distanz: Wenn ein Partner ständig mit Eifersucht konfrontiert wird, kann dies dazu führen, dass er sich emotional zurückzieht. Der ständige Druck, sich beweisen zu müssen, zerstört die emotionale Nähe und Intimität .
- Häusliche Gewalt: In extremen Fällen kann Eifersucht zu aggressivem oder sogar gewalttätigem Verhalten führen. Studien zeigen, dass Eifersucht einer der Hauptauslöser für häusliche Gewalt ist.
Eifersucht in der Paar- und Sexualtherapie
In der Paar- und Sexualtherapie ist Eifersucht ein zentrales Thema. Viele Paare suchen Hilfe, weil sie nicht wissen, wie sie mit den Eifersuchtsgefühlen umgehen sollen. In unserer Arbeit am Berliner Institut für Beziehungsdynamik ist Eifersucht eines der häufigsten Probleme, das Paare in die Therapie führt. Viele Betroffene verstehen nicht, woher ihre intensiven Eifersuchtsgefühle kommen, und haben keine klaren Strategien, um diese Emotion zu bewältigen. Oft führen Eifersuchtsgefühle zu einem Teufelskreis aus Misstrauen, Konflikten und emotionaler Distanz.
Quellen
- Buss, D. M., & Shackelford, T. K. (1997). Human jealousy: Evolutionary psychology’s first systematic test of the selective pressures that gave rise to the emotion. Ethology and Sociobiology, 18(1), 15-31. Link zur Studie
- Marazziti, D., Di Nasso, E., Masala, I., Baroni, S., Abelli, M., Mengali, F., & Rucci, P. (2003). Normal and obsessional jealousy: A study of a population of young adults. European Psychiatry, 18(3), 106-111. Link zur Studie
- White, G. L. (1981). A model of romantic jealousy. Motivation and Emotion, 5(4), 295-310. Link zur Studie