Orgasmusstörung
Eine Frau schrieb während ihres sexualtherapeutischen Prozesses folgendes: Obwohl ich schon in jungen Jahren mit vielen Männern Sex hatte und auf sexuellem Gebiet so ziemlich alles ausprobiert habe, was es gibt, habe ich niemals einen Orgasmus gehabt. Viele Jahre hat mich das auch überhaupt nicht interessiert. Sex war für mich nur ein Mittel zum Zweck. Darüber habe ich mir die Anerkennung und Bestätigung geholt eine begehrenswerte Frau zu sein. Mir war viel wichtiger, dass der Mann mich geil fand und einen Orgasmus hatte, wie mein eigenes Empfinden. Meistens habe ich bei den sexuellen Interaktionen Lust verspürt, bin feucht geworden und ich glaube kaum, dass einer der vielen Männer wirklich mitbekommen hat, dass ich keinen Orgasmus habe. Natürlich blieb dieses risikoreiche Spiel nicht ohne Folgen. Um meinen 30ten Geburtstag diagnostizierte mir meine Frauenärztin Gebärmutterhalskrebs im mittleren Stadium. Diese Diagnose war unter anderem ein Anlass, mich mit meinem Körper und meiner Sexualität tiefer zu beschäftigen. Mehrere Jahre hatte ich keinen Sex mehr mit Männern, bis ich vor zwei Jahren dann meine erste, feste Beziehung kennen lernte. Ich hatte inzwischen auch eine Therapie angefangen und mich darum bemüht heraus zu finden, warum ich keinen Orgasmus bekommen konnte. Auch meine Beziehung hat mich dazu gezwungen, mich mit diesem Thema zu beschäftigen, da ich nicht weiter Theater spielen wollte und konnte. Ich habe gemerkt wie meine gestörte Orgasmusfähigkeit mein Selbstbewusstsein als Frau beeinflusste. Mir fehlte etwas, dass die anderen Frauen hatten und ich lebte in der ständigen Angst, dass mein Freund mich verlassen würde, um eine Frau zu finden, die er zum Orgasmus bringen konnte. Ich fühlte mich nicht vollständig und schämte mich für mein Unvermögen. Beeinflusst durch die Medien und das was man so hört und sieht, hatte ich eine ganz bestimmte Vorstellung, wie ein Orgasmus bei einer Frau sein müsste. Ich dachte an eine Art Explosion, etwas dass einen komplett überschwemmt, etwas völlig Unkontrollierbares. In meiner Therapie lernte ich, von diesen Vorstellungen los zu lassen. Nach und nach lernte ich die feineren Regungen in meinem Körper wahrzunehmen und meinen Focus von dem Ziel “Orgasmus” mehr auf das zu richten, was im Moment der Berührung mit mir passiert. Es war ein schmerzhafter Prozess, zu erkennen, dass ich meine Gefühle jahrelang übergangen habe, weil ich mir und den Männern etwas beweisen wollte: nämlich, dass sie weder fähig waren mich zu berühren, noch mich zu befriedigen. In meiner Orgasmusstörung drückten sich meine tiefe Verachtung und meine Aggressionen aus, die ich Männern gegenüber empfand. Es war meine Rache an ihnen. Den Preis den ich dafür bezahlen musste war, dass ich über die Jahre in denen ich mit vielen unterschiedlichen Männern Sex hatte, immer unempfindlicher wurde und meine Gefühle extrem kontrollieren musste, bis ich irgendwann kaum noch etwas empfand. In der therapeutischen Gruppen- und Einzelarbeit, lernte ich mich und meinen Körper neu kennen. Ich lernte seine Sprache zu verstehen und Vertrauen in mein eigenes Empfinden zu bekommen. Ich lernte die Verantwortung für meine Gefühle zu übernehmen und nach und nach zu verstehen, dass es an mir liegt inwieweit ich mich öffnen kann, damit ich orgastische Regungen bekomme. Indem ich die Verantwortung für mein Erleben nicht weiter auf meine Sexualpartner übertrug, kam ich aus der passiven Rolle, in der ich sozusagen keine Einfluss darauf hatte was mit mir passiert in eine Aktive, in der ich fähig war, selbst zu entscheiden welche Gefühle ich zulassen wollte und welche nicht.Ich arbeite weiter an meiner Hingabefähigkeit und daran meinen Gefühle und Regungen zu vertrauen. In der Beschäftigung mit mir selbst erforsche ich, wo meine Grenzen sind, wann ich mir zärtliche Berührungen wünsche und wann Kräftige. Ich entdecke meinen Körper und sein Innenleben immer wieder neu. Ich nehme bewusst jedes Kribbeln und jeden Schauer wahr und entdecke ganz neue Ebenen von Sinnlichkeit und Liebeslust. Manchmal noch kostet es mich Überwindung und ich kann immer noch die Erwartung spüren die im Hintergrund lauert und die damit verknüpfte Angst die sagt:” und was, wenn Du wieder keinen Orgasmus bekommst?”. Aber dann versuche ich mich zu entspannen und mir keinen Druck zu machen. Meistens macht es dann auch Spaß und heilt dadurch auf einer tiefen Ebene die Beziehung zu mir Selbst. Meistens macht es dann auch Spaß und heilt dadurch auf einer tiefen Ebene die Beziehung zu mir Selbst.
Ich komme, wann ich will! Wege zum weiblichen Orgasmus

Offen und ohne Tabus präsentiert Rachel Swift ihr persönlich erprobtes Programm, mit dessen Hilfe sich jede Frau ganz ohne Leistungsdruck ihren Orgasmus erobern kann.
Wie häufig kommen Orgasmusprobleme bei Frauen vor und welche Bezeichnungen gibt es noch dafür?

Jede Frau, die im wahrsten Sinne des Wortes damit „kämpft“ einen Orgasmus zu bekommen, vielleicht noch nie, oder nur selten einen Orgasmus hatte, oder ganz einfach nicht weiß, ob sie schon einen hatte, stellt sich wahrscheinlich dieselbe Frage: bin ich die Einzige, die das nicht „kann“, oder geht es anderen Frauen auch so?
Ist es eigentlich normal, einen Orgasmus zu bekommen und was passiert bei einer Frau, die keinen bekommen kann?

Es ist wichtig zu sagen, dass das Potenzial einen tiefen, anhaltenden orgastischen Zustand zu erleben in jeder Frau angelegt ist. Wie dieser aussieht, wie er sich anfühlt und was genau passiert, lässt sich aus unserer Sicht nicht wirklich festlegen.
Welche Ursachen kann es haben, wenn eine Frau Orgasmusstörungen hat?

Aus unserer Sicht sind die Ursachen einer sexuellen Störung, solange ihr keine körperlichen Erkrankungen zugrunde liegen, immer in der Selbstbeziehung zu suchen.
Viele Frauen bekommen, wenn Sie sich selbst befriedigen einen Orgasmus, nicht aber wenn sie mit einem Mann schlafen. Woran liegt das?

Für viele Frauen scheint es einfacher zu sein, ihre Gefühle zuzulassen, wenn sie mit sich alleine sind. Zudem haben Frauen häufig eine ganz spezielle, nicht selten auch neurotische, die Gefühle kontrollierende Art entwickelt, wie „es“ bei der Selbstbefriedigung klappt, die nicht immer kompatibel mit der partnerschaftlichen Sexualität ist, wenn sie beispielsweise um zum Orgasmus zu kommen, die Schenkel zusammenpressen müssen.
Welche Behandlungsmöglichkeiten für Orgasmusprobleme gibt es und wie gehen Sie in der Therapie mit Orgasmusproblemen um?

Therapeutisch betrachtet, stehen die Orgasmusprobleme einer Frau für etwas ganz Bestimmtes, wollen auf etwas aufmerksam machen, dass bisher vernachlässigt wurde. Was dieses „etwas“ genau ist, muss individuell in Gesprächen mit der Frau herausgefunden werden.
Was kann eine Frau, die an Orgasmusproblemen leidet lernen und verändern?

Das die Entwicklung einer eigenständigen und reifen, weiblichen Sexualität ein wichtiger Schritt in ihrer Persönlichkeitsentwicklung ist und das es sich beim Orgasmus nicht um eine Mittel dreht, den Mann zu bestätigen oder eine Beziehung zu harmonisieren.
Die meisten atmen beim Sex wohl eher unregelmäßig und halten kurz vor dem Orgasmus die Luft an. Ist das eine gute Taktik?

Es ist sicherlich keine gute Taktik, vor dem Orgasmus die Luft anzuhalten, da eine tiefe und intensive Atmung, sowie das Zulassen von spontanen Bewegungsimpulsen, akustischen Lauten und lustvollem Stöhnen ein intensives Lustempfinden begünstigen und fördern und damit auch die Intensität des Orgasmuserlebens steigern können.
Atemtechniken, die zum Orgasmus führen

Wenn es darum geht, einen Orgasmus zu bekommen, ohne dass ich mich selbst manuell stimuliere und ohne dass ein Partner mich berührt oder in mich eindringt, dann sprechen wir von einem energetischen Orgasmus. Dafür gibt es keine spezielle Technik, denn das Erreichenwollen eines Zieles ist bereits das Problem.