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Beziehungsdynamische Sexualtherapie – Grundlagen

Nachfolgender Artikel wurde Mitte 2015 in der Sein veröffentlicht. Sexualtherapie fördert die persönliche Entwicklung   Sexualtherapie gilt häufig immer noch als therapeutische Nischendisziplin; als notwendiges Mittel, welches man in Anspruch nehmen sollte, wenn das, was eigentlich funktionieren sollte nicht mehr funktioniert. Für viele zielt Sexualtherapie lediglich darauf ab, die „normale Funktion“ wieder herzustellen. Für uns am Berliner Institut ist die Auseinandersetzung mit der eigenen Sexualität Möglichkeit zur persönlichen, spirituellen und partnerschaftlichen Entwicklung. Unter dem Dach unseres Instituts arbeiten vier befreundete Therapeut*innen seit 2006 im Bereich Sexualtherapie, Paartherapie und Psychotherapie zusammen. Unsere Arbeit basiert auf langjähriger Selbsterfahrung – unsere Konzepte haben wir in Auseinandersetzung mit den eigenen Themen entwickelt und geschliffen. Entstanden ist die Beziehungsdynamische Paar- und Sexualtherapie,  ein Ansatz, der tiefenpsychologische und systemische Konzepte mit körpertherapeutischen, hypnotherapeutischen und gestaltpsychologischen Methoden umsetzt. Ziel ist persönliche, partnerschaftliche und spirituelle Entwicklung. Im Fokus unserer Arbeit steht die Beziehungsfähigkeit – unabhängig davon, ob uns Frauen, Männer, Singles, hetero- oder homosexuelle Paare aufsuchen.   Die Angst vor der Sexualität Immer mehr Frauen und Männer, ob in langjährigen Beziehungen oder Singles, klagen darüber, sexuell unbefriedigt zu sein und/ oder sich als sexuell unzulänglich zu erleben. Auch emotionale Tiefe zeigt sich nicht immer als Schutz vor einer „sexuellen Störung“ oder dem Verlust der sexuellen Leidenschaft in einer Beziehung. Und wer selbst einmal an entsprechenden Problemen gelitten hat, weiß um die Hilflosigkeit, die in den meisten therapeutischen Schulen der Sexualität gegenüber vorherrscht. Viele Klienten finden den Weg in unser Institut, die sich nach jahrelanger Psychotherapie der Auseinandersetzung mit der eigenen Sexualität nähern und dann überwiesen werden, weil fundiert ausgebildete Therapeut*innen an ihre Grenzen kommen. Vielleicht auch, weil sie eben bisher keine Haltung sexuellen Themen gegenüber entwickelt haben oder auch, weil sie selbst zu sehr berührt sind und befürchten, sich die „Finger zu verbrennen“. Demgegenüber steigt die Zahl der Ratgeberbücher, die schnelle Tipps für ein optimiertes Sexualleben verkaufen. Fast jeden Tag bekommen wir Einladungen zu Seminaren und Gruppen, die neue Zugänge versprechen, um das Sexualleben mit oder ohne Partner zu verbessern. Fast wöchentlich neue Trends und Methoden – die Frage jedoch ist, ob die neue Life-Style-Sex-Welle tatsächlich dort Lösungen bietet, wo das menschliche Leiden am größten ist: Im Bereich zwischenmenschlicher Intimität und Sexualität, der Möglichkeit also, sich mit einem anderen Menschen zu verbinden, sich geliebt zu fühlen und zu lieben, in Beziehung zu treten und mit einem anderen Menschen erfüllende Zweisamkeit zu erfahren.   Sex ist nicht immer Sex Die persönliche oder partnerschaftliche Sexualität ist Auffangbecken aller möglichen Regungen, Vorstellungen und Motive – die zumeist dem Bewusstsein nur schwer zugänglich sind. Unserer Erfahrung nach geht es in den seltensten Fällen darum, „Liebe zu machen“ oder dem anderen in Intimität seelisch zu begegnen. Die meisten Frauen und Männer suchen nach Anerkennung, nach Bestätigung, wollen sich am Anderen abarbeiten, sich spüren oder auch nicht mehr spüren, sich manchmal sogar selbst zerstören, in den „Keller ziehen“ oder am auch anderen rächen. All dies ist weder „richtig“ oder „falsch“, noch „normal“ oder „abnormal“ – diese zumeist tabuisierten Beweggründe beeinflussen allerdings maßgeblich Glück und Unglück in Beziehungen. Sex ist das Spiel zwischen den Körpern, dass ausschließlich durch unsere Beziehung zu uns selbst und zum Partner/ zur Partnerin zum tiefen, berührenden Ereignis werden kann. Die Beziehung ist entscheiden und so kann die gleiche körperliche Praktik bei anderer innerer Haltung der Partner in Demütigung und Verachtung enden. Manche Frauen und Männer haben kaum eine Beziehung zur eigenen Sexualität und suchen unsere Hilfe auf, um Schlimmeres zu verhindern, weil beispielsweise der Partner mit dem Beziehungsende droht, wenn nicht endlich wieder Leben im Ehebett einzieht. Oder auch, wenn die Erektion wegbleibt und die Partnerin zunehmend emotionaler auf eine Lösung drängt oder auch wenn der Sex partout nicht erfüllend wird, obwohl man anscheinend über alles gesprochen hat und alle gegenseitigen Bedürfnisse thematisiert worden sind. Oder auch, wenn eine plötzlich auftauchende Affäre die Grundfesten der langjährigen Partnerschaft ins Wanken bringt.   Auch im Bett kann man nicht nicht kommunizieren Auch wenn von einigen Therapeuten oder auch Schulen proklamiert – für uns gibt es keine Trennung zwischen Paar- und Sexualtherapie. Und auch keine Trennung zwischen Sexualtherapie und Psychotherapie. Eine Psyche, die sich nicht verbinden kann, kann auch nicht gesund sein und eine Partnerschaft, in der es an Intimität mangelt, ist in der Regel für die Partner nicht erfüllend. Menschen sehnen sich nach Verbindung und Einheit und diese zu erleben erfüllt sie mit Zufriedenheit und Kraft. Viele Ratgeber empfehlen, bei mangelndem oder nicht erfüllendem Sex einfach mehr zu kommunizieren. Wir halten die Wirksamkeit dieser Methode für relativ begrenzt. Würde Reden helfen, dann ist doch die Frage, warum unsere ansonsten in der Regel sehr intelligenten und eloquenten Klient*innen sich nicht bereits zusammengesetzt haben, um Lösungen auszuhandeln. Schlechter oder mangelnder Sex ist für uns nicht durch wertschätzende Kommunikation zu verbessern. Schlechter oder mangelnder Sex ist die Kommunikation zwischen den Partnern! Wenn ein Mann beispielsweise der Vorstellung unterliegt, es seiner Frau niemals recht machen zu können, dann wird sich diese Vorstellung auch im sexuellen Spiel mit der Partnerin/ dem Partner zeigen. In der Sexualität zeigen sich die Muster der Beziehung, Sex ist das Symptom der Beziehung. Daher teilen wir die Vorstellung nicht, dass Sex eine Art Verhalten ist, welches man optimieren und durch neuste Techniken trainieren kann. Sexualität ist ein Prozess beständiger Kommunikation zwischen den Liebespartnern. Und gerade hier, d.h. im Bett, zeigt sich in den meisten Beziehungen ein wichtiger Teil der Wahrheit und keine Fehlfunktion.   Von der sexuellen Funktionsstörung zur Funktion der sexuellen Störung Sexuelle Probleme werden leider gerne noch als „sexuelle Funktionsstörungen“ bezeichnet. Damit wird angenommen, dass es eine eigentliche, normale Funktion gibt, die gestört ist. Was aber, wenn die sexuelle Problematik eine Botschaft an den Partner oder an den darunter Leidenden ist? Was wäre, wenn beispielsweise die Lustlosigkeit keine Störung der Funktion ist, sondern eine versteckte direkt zu verstehende Botschaft, dass der partnerschaftliche Sex eben nicht mehr als erregend erlebt wird? Wäre dann die sog. sexuelle Funktionsstörung nicht die Lösung, indem sie dem Betroffenen erlaubt nicht zu funktionieren und trotzdem dem Konflikt zu entgehen, dem Partner die eigene Unzufriedenheit zu

Wir nehmen uns immer mit – Beziehungsdynamische Perspektiven auf Polyamorie

Beschreibungen in einschlägigen Foren und Veröffentlichungen oder von Verfechtern polyamorer Lebensmodelle legen häufig die Vermutung nahe, man könne sich für eine bestimmte Beziehungsform entscheiden. So wird teils historisch argumentiert, teils versucht mit biologischen Erklärungen zu untermauern, dass polyamor zu leben folgerichtig und natürlich ist. Die Argumente sind meist schlüssig und überzeugend und wer kennt nicht in sich die Sehnsucht danach, Liebe und Verbundenheit mit mehreren Menschen zu teilen anstatt in Beziehung mit einem Menschen denjenigen bedrückenden Mechanismen zu unterliegen, die schon Loriot so treffend beschrieben hat. Doch ist es wirklich möglich, sich für eine bestimmte Beziehungsform zu entscheiden? Ist Liebesfähigkeit vom Beziehungsmodell abhängig? Kann eine Beziehungsform dazu führen, die eigene Liebe soweit freizusetzen, dass sie mehreren Menschen zuteilwerden kann? Polyamorie ist ein Zustand, eine innere Haltung und kein Verhalten, zu welchem man sich ohne weiteres entscheiden kann. Mehrere Beziehungen, die auf Liebe basieren, zu führen ist keine Frage des Tuns, sondern eine Frage dessen, ob man den Raum betreten kann, in dem Liebe herrschen kann. Kennzeichen dieser Liebesfähigkeit ist das Freisein von Ängsten. Nur wenn wir von Vorbehalten uns selbst gegenüber absehen können, wird es uns möglich, den neugierigen Blick auf einen anderen Menschen zu richten und diesen mit Wohlwollen und Liebe zu betrachten. Doch dies lässt sich nicht planen wie eine Handlung, für die man sich entscheiden kann. Angstfreiheit entsteht durch Auseinandersetzung mit uns selbst und dann, wenn wir uns mit den eigenen Schattenbereichen auseinandersetzen – mit den Bereichen in uns also, die wir in der Regel ablehnen und ausgrenzen, weil sie nicht zu dem Selbstbild passen, dem wir uns verpflichtet fühlen. Aus Beziehungsdynamischer Sicht ist Freisetzung und Entwicklung der Liebesfähigkeit ohne Schattenarbeit nicht möglich. Wir nehmen uns in jede Beziehung mit. Damit besonders unsere Erfahrungen und unsere Vorstellungen davon, was „richtig“ oder „falsch“, „normal“ oder „anormal“ ist. Erkenntnisse der modernen Hirnforschung belegen, dass Rollenbilder und Beziehungs- sowie Liebesskripte, die wir in unserer Entwicklung verinnerlicht haben, uns und unsere Wahrnehmung maßgeblich beeinflussen – ob wir es wollen oder nicht. Wie in Drehbüchern sind Muster in uns gespeichert, die dann zur Grundlage für die Beziehungen werden, die wir eingehen. Diese Beziehungsmuster und -Dynamiken werden zumeist erst dann dem Bewusstsein zugänglich, wenn in unseren Beziehungen und in unserem Leben etwas „schiefläuft“. Erst dann kann es möglich werden, die Grenzen der eigenen Liebesfähigkeit zu erkennen und darüber hinauszugehen. Auch wenn uns in einigen Kontexten vermittelt wird, dass wir uns selbst Kraft unseres Bewusstseins gestalten und „positiv“ wandeln können, liegt das größte Potenzial zur Selbstentwicklung im Unbewussten und dort im persönlichen Schattenbereich. Diesen zu erobern ebnet den Weg zur Entwicklung von Liebes- und Beziehungsfähigkeit. Eine Beziehungsform kann diesen Bewusstseinsprozess beschleunigen, indem sie Ängste und Widersprüche erfahrbar macht und uns an die Grenzen führt. Die Wahl einer Beziehungsform an sich kann aber keine Lösung sein. Sie kann sogar Teil des „Problems“ werden und damit persönliche Entwicklung verhindern, wenn sie nicht geeignet ist, eigene Beziehungsmuster aufzuweichen und zu transformieren. Hier einige Beispiele: In der therapeutischen Praxis treffe ich viele Menschen, die Nähe zu anderen Menschen in ihrer persönlichen Geschichte nicht unbedingt als etwas Erstrebenswertes erfahren haben. Viele haben die Erfahrung gemacht, dass Liebe bedrohlich und mit hohen Kosten verbunden ist, indem sie emotional überlagert oder missbraucht wurden. Um in Beziehungen Nähe zu vermeiden und zugleich der eigenen Isolation zu entrinnen, „sexualisieren“ viele ihre Beziehungen. Somit wird Nähe und Verbundenheit „wegvögelt“, anstatt das einzulösen, was in der Beziehung eigentlich ansteht. Auch verbindliche Zweisamkeit kann revolutionär und heilsam sein Fällt es einem Menschen schwer, sich einzulassen und sich auf einen anderen Menschen zu beziehen, dann kann es viel heilsamer sein, sich auf nur einen Partner oder eine Partnerin zu beziehen. Mit diesem Menschen kann er das Streiten lernen, die eigene Bedürftigkeit erfahren und erleben, wovor er eigentlich Angst hatte, bevor er sich verbindlich auf einen anderen Menschen eingelassen hat. In einer verbindlichen Zweierbeziehung kann eine neue Erfahrung von Tiefe und Verbundenheit gefunden werden. Die eigenen Beziehungen zu öffnen und sich polyamoren Prinzipien zu verpflichten, kann unsere Beziehungsvorstellungen aufmischen und das Selbstbild infrage stellen. Wenn Du bereits Stress mit einer Beziehung hast, wie ist es dann erst, wenn Du glaubst, es zwei Partner/innen recht machen zu müssen? Dieses „Problem“ lässt sich nur lösen, indem man alte und hinderlichen Haltungen über Bord wirft, da ansonsten eine Beziehung zu mehreren Menschen auch zur persönlichen Hölle werden kann. Beziehungen sind nicht dazu da, um zu funktionieren! Wenn wir dies vor Augen haben, dann kann gerade eine polyamore Lebensweise zum Motor der persönlichen Entwicklung werden. Diejenigen Aspekte werden sich verdeutlichen, die sich unserer Liebesfähigkeit entziehen und schnell kann bewusstwerden, was unserer Liebe und Selbstliebe entgegensteht. Die häufig thematisierte Eifersucht ist Ausdruck eben dieser Ängste und Aspekte unseres Selbst, die nach Integration verlangen. Psychologisch gesehen bewegen wir uns in Beziehungen und in unserem Leben beständig zwischen zwei Polen: Autonomie und Bindung. Bewegen wir uns zu sehr zur einen Seite, dann zeigt sich uns die andere Seite als Schatten und in kindlicher Weise; und das häufig im Verhalten des Partners/ der Partnerin. So kann es sein, dass besonders polyamor engagierte Menschen immer wieder und scheinbar zufällig Partner/innen treffen, die sich eigentlich eher nach einer ausschließlichen Zweierbeziehung sehnen oder in Richtung einer Zweierbeziehung engagiert sind. In sog. symbiotischen Beziehungen, in denen sich beide Partner eher über das „wir“ definieren und die persönlichen Ängste ausgrenzen, ist in der Regel das „Ich“ tabuisiert. Man hat sich darauf geeinigt, die eigenen Bedürfnisse und Egoismen zu verheimlichen und der angeblichen Liebe unterzuordnen. Dieser „faule Kompromiss“ hat Auswirkungen und so begegnet beiden „das Ich“ dann in Autonomiekämpfen, Streits oder (heimlichen) Ausbrüchen oder Ausbruchsversuchen. In Beziehungen begegnet uns der eigene Schatten im Anderen Nur persönliche Transformation kann dieses ewige Dilemma zwischen Autonomie und Bindung lösen. Nur, wenn wir in Beziehung und zugleich vollkommen (egoistisch) bei uns selbst sind, können wir den oder die Partner/innen sehen und lieben. Fazit: Beziehungen bringen uns zwangsläufig an unsere Grenzen, fordern uns auf, diese zu akzeptieren und diejenigen Aspekte unseres Selbst, die sich uns zeigen, zu integrieren. Eine Beziehungsform an sich ist weder gut noch

Erfahrungsbericht Sexualtherapie – Böhme

Im Folgenden möchte ich meine Erfahrungen als Teilnehmerin im ersten Durchgang, von 2013 bis 2015, der Fortbildung Sexualtherapie am Institut für Beziehungsdynamik in Berlin schildern. Beim Versuch, die Fortbildung zu beschreiben, merke ich die Schwierigkeit, die Vielfalt, die ich in den zwei Jahren erlebt habe, zusammen zu fassen. Ein Selbsterfahrungsteil war als wichtiger Bestandteil in der ersten Hälfte der Fortbildung angekündigt. Tatsächlich ging die einmal angestoßene Selbsterfahrung und die Arbeit an der eigenen therapeutischen Persönlichkeit für alle Teilnehmenden bis zum Ende der Fortbildung weiter und darüber hinaus, was ich als große Bereicherung empfinde.Dieser große Anteil der Selbsterfahrung und die persönlichen Bezüge, die die Fortbildungsleitenden mit ihren eigenen Fall-Geschichten eingebracht haben, war wohl ein wichtiger Grund, dass die Fortbildungsmodule für mich immer spannend waren und die Zeit zu fliegen schien. Als herausstechendstes Merkmal der Fortbildung empfinde ich die Tiefe der psychischen Prozesse, die sowohl die Ausbildungsgruppe als Ganzes, als auch die einzelnen Teilnehmenden durchlaufen sind. Die Ausbildungsleitenden hatten ein feines Gespür dafür, persönliche Muster und Gruppendynamiken zutage zu fördern, sie in einer Brisanz zu halten, erfahrbar und spürbar zu machen und gaben wichtige Impulse zu ihrer Reflektion. Methodisch machten die Dozenten einen Rundumschlag in der etablierten Sexual- und Psychotherapie und stellten verschiedene Schulen dar. Sie bedienen sich einer Vielzahl von Ansätzen und Methoden, wobei sie keineswegs beliebig sind, sondern auf Grundlage ihrer langjährigen praktischen Erfahrungen und mit konkreten Beispielen klar herausgestellt haben, wie sie zu den verschiedenen Methoden stehen, wofür diese gut sind, wie und wann sie deren Einsatz empfehlen.Ihr eigener Ansatz, die „sexuelle Landkarte“, ist verständlich, übersichtlich und in jeder sexualtherapeutischen Situation anwendbar. Er besteht aus einer Matrix von fünf Lebensbereichen, die Einfluss auf die Sexualität haben. Auf dieser Landkarte kann sich ein beziehungsdynamischer Sexualtherapeut orientieren. Sie hilft bei der Exploration, alle Einflussfaktoren abzuklopfen und keinen zu übersehen und ebenso bei der Therapie, den Einfluss der fünf Bereiche zu verändern.Wir Teilnehmenden haben einen reichhaltigen Reader zur Verfügung gestellt bekommen, der vom Institut für Beziehungsdynamik für die Fortbildung erstellt wurde. Durch diesen umfangreichen Input, durch Hinweise auf weiterführende Literatur und die Möglichkeit zum Austausch auf der Onlineplattform konnten sich die Teilnehmenden in der Tiefe mit den Hintergründen von Sexualtherapie auseinander setzen.Der geringe Anteil von Frontalunterricht konzentrierte sich auf die Vorstellung von Konzepten und die Visualisierung von Schemata, als Grundlage für eine anschließende Diskussion in der Gruppe. Viele Übungen zu den therapeutischen Methoden machten das Lernen aus, das ich als Erfahrungslernen bezeichnen möchte. Ich habe den Eindruck, dass die Art wie die Wechsel von kleinen Inputs, Diskussionen, Übungen, Körperübungen und Bewegungssequenzen stattgefunden haben, lernpsychologisch sehr sinnvoll ist und die Fortbildungsleitung damit sehr gut und flexibel auf die Bedürfnisse der Teilnehmenden und der sich entwickelnden Gruppendynamik eingegangen ist. Eine weitere Besonderheit der Fortbildung ist das Prinzip der Resonanz, mit dem die Beziehungsdynamische Sexualtherapie ständig arbeitet. Es bedeutet das emotionale Mitschwingen des Therapeuten mit den Gefühlen des Klienten, neben – oder noch vor – dem Phänomen von Übertragung und Gegenübertragung. Resonanz kann dabei auch bedeuten, dass ein Therapeut Gefühle wahrnimmt und ausdrückt, die ein Klient hat, aber selbst nicht wahrnehmen oder ausdrücken kann. Das Beobachten dieser Resonanz bei den Dozenten, ihre Erklärungen dazu und das eigene Üben darin hat mir eine neue Wahrnehmungsebene eröffnet. Nicht als Wahrheit, die ich über einen anderen weiß, aber als Hinweis, in welche Richtung sich ein weiteres Erforschen lohnen könnte. Es gab in jedem Modul Körperübungen wie z.B. rhythmisches Atmen in Kombination mit Beckenbewegungen. Ich war oft erstaunt, wie viel dabei emotional bei den Teilnehmenden passiert ist.Ein weiteres Element waren verschiedene Formen des Tanzes zu zweit. Dabei kam es darauf an, sich abzustimmen, zu lernen, sich selbst und gleichzeitig auch den anderen und die jeweiligen Bedürfnisse wahrzunehmen. Eine Körperkommunikation, wie sie auch beim Sex relevant ist. Dieser spielerische Umgang miteinander war für mich oft freudvoll, manchmal kompliziert und immer interessant. Es zeigten sich Dynamiken, die mit Worten nicht so klar geworden wären. Mit Körperübungen zu arbeiten war mir neu und ich empfinde es inzwischen als große Bereicherung. Ich habe in der Fortbildung gelernt, was die Möglichkeiten und Grenzen von Sexualtherapie sind bzw. meine eigenen, wie ich mit schwierigen Situationen umgehen kann, was meine Haltungen zu verschiedenen sexualtherapeutisch relevanten Themen sind, wie ich einen therapeutischen Prozess gestalte und abschließe, sowie eine Vielzahl von Methoden. Wobei bei der Beziehungsdynamischen Sexualtherapie die Therapiebeziehung eher im Vordergrund steht als die Methoden. Diana Böhme, Berlin

Wie ich lernte meine Gefühle abzustellen

Im Allgemeinen passiert dieses verkrampfende Wegdrücken, wenn ich traurig bin. Ich will nicht leiden und ich will nicht dass mich andere leiden sehen. Jeden, der es schafft mich heulen zu sehen, verachte ich. Es ist für mich eine Niederlage. Ich denke, wenn ich nicht fühle, bin ich unbesiegbar. Als meine Schwester geboren wurde war ich 4. Ich habe mich gefreut und ich hatte Angst. Ich hatte Angst davor, dass ich jetzt nicht mehr geliebt werde. Ich habe mich abgekapselt. Ich habe mehr gegessen, schneller, hektischer. Meine Schwester war keine Gefahr. Sie hat fast nie aufgegessen. Meine Schwester wollte immer mit mir teilen und ich nicht. Ich hatte das Gefühl es bleibt nicht genug für mich, seit sie da ist. Ich empfand es als ungerecht zu teilen und gleichzeitig habe ich mich dafür geschämt so zu empfinden. Eltern, Liebe, Essen, Bett, mein Leben teilen. Ich werde das verkrampfende Wegdrücken der Emotion NA UND!? nennen. Und in Klammern die eigentlichen Gefühle benennen: Wenn es Ohrfeigen gibt verkrampfe ich mich, ich will auch nicht heulen. Es soll an mir vorbeiziehen. Ich will unbesiegbar sein. Ohrfeige – NA UND!? (Heulen, Wut, Verrat, gemein und Rachegefühl) Fernsehverbot, Hausarrest – NA UND!? (ohne heulen, stur, trotzig) Klassenkeile – NA UND!? (mit heulen aber heimlich) Familienkrise – NA UND!?(mit heulen, wütend, verzweifelt, hilflos-machtlos, Angst) Horror- und Pornofilm – NA UND!? (ohne heulen, mit Schrecken und Verbitterung) Zerbrochene erste Liebe – NA UND!? (mit heulen, heimlich) Papa hat eine Geliebte – NA UND!? (ohne heulen, mit Unglauben, Zweifel an der Tatsache) Mama bricht zusammen: NA UND!? (mit heulen, Wut und Schwäche – ich kann das nicht mehr aushalten) Und nun kommt mein liebstes Mittel der Alkohol zum besseren Runterspülen und eins werden mit NA UND!? Ich schütte also 10 Jahre lang regelmäßig Flüssigkeit dazu und ich erfreue mich der Tatsache, dass das Krampfen nun nicht mehr wie Arbeit oder Anstrengung ist sondern, wie von alleine geht. Ich fange an, mich unbewusst zu verkrampfen/anzuspannen, das heißt, ich kann nur noch rekonstruieren, was mich verkrampft haben könnte in den letzten 10 Jahren, aber ich kann das Gefühl nicht mehr nachempfinden. Das Wegdrücken hat sich automatisiert und ich denke nur noch, ich habe alles unter Kontrolle, es gibt keine Grenze mehr an die ich stoßen könnte, ich bin unverwundbar, ich halte alles aus. Ich bin stolz darauf. Es fühlt sich gut an. Ich bin ein fleißiger, mutiger und starker Märtyrer. Papas Liebschaften, Puffbesuche, Freundinnen, Orgien, Lügen, – Enttäuschungen wie er sich seinen Töchtern gegenüber verhält, mein Versuch unsere Beziehung aufrecht zu erhalten geht soweit, dass wir uns für einen gemeinsamen Puffbesuch entscheiden, von dem ich in letzter Minute aus inneren Zweifeln, ob ich das aushalte, abspringe. – NA UND !? (ohne heulen – mit dem Gefühl ja, so ist die Welt eben, jeder der es nicht aushält, hat hier nix verloren) Mamas Telefonterror-Attacken, sie total durchgeknallt sich im Kreis drehend, Fragen über Papa, das Arschloch, das Schwein, ausführliche Schilderungen seines Benehmens, seines Rumfickens, mich total mit der schweinischen Seite meines Vaters konfrontierend – NA UND!? Ich merke wie mein Inneres dagegen ankämpft, wie ich nicht glauben will was Mama sagt, wie ich nicht glauben darf, weil ich nicht weiss was dann passiert. Ich verteidige ihn, werde dann von meiner Mutter als Verräter beschimpft und als ebensolches Schwein wie Papa. Bis ich auflegen muss wegen körperlicher Erschöpfung (mit Heulen, hysterischen Zusammenbrüchen danach, völlige Erschöpfung und Verzweiflung, das Gefühl von Hilflosigkeit, nichts machen können und Wut) Ich gerate also mit meiner Einstellung zu Papa – die Welt ist eben so – in Konflikt wenn ich sehe, wie Mama daran zugrunde geht)

Weibliche Entwicklungsthemen

Für Frauen stellen sich im Laufe ihrer Entwicklungsgeschichte häufig andere Aufgaben als für Männer. Die Frau kommt bis auf wenige Ausnahmen, geschichtlich betrachtet, aus der Unterdrückung einer teilweise brutalen patriarchalen Welt. Lange Zeit war sie auf verschiedenen Ebenen abhängig vom Mann. Noch in der Nachkriegsgeneration des zweiten Weltkrieges waren die Rollen in den westlichen Industrienationen eindeutig so verteilt, dass der Mann der Ernährer der Familie war und die Frau sich um die Kinder und den Haushalt kümmerte, also Kochen, Putzen, Waschen und dem Mann zu Diensten zu sein hatte. In manchen Ländern der Erde ist es nach wie vor normal, dass die Frau an sich keinen Eigenwert besitzt. Die sogenannten „Witwenverbrennungen“, wo die Ehefrau des verstorbenen Mannes sich selbst unter Feuer setzt, um ihm in den Tod zu folgen weil es ihrer Pflicht entspricht und, weil sie als Witwe geächtet werden würde, findet man noch heute in manchen ländlichen Gegenden Indiens, obwohl sie inzwischen per Gesetz verboten sind. Trotz den verschiedenen feministischen Wellen, welche über Europa und Amerika hinweggerollt sind, taucht in der therapeutischen und vor allen Dingen in der sexualtherapeutischen Arbeit mit Frauen, immer wieder ein grundlegendes Thema auf, dass von diesen Wellen unberührt geblieben zu sein scheint und das sich in alle Lebensbereiche einer Frau hinein auswirkt. Das Selbstbewusstsein der meisten Frauen ist aus ihrer individuellen, aber auch aus der kollektiven Geschichte heraus gestört.  Den Frauen fehlt es an Selbstbestimmtheit, was sich wiederum stark in der Art und Weise zeigt, wie Frauen mit ihrem Körper und ihrer Sexualität umgehen. Wie zeigt sich nun aber eine sogenannte „Selbstwertstörung“ im sexualtherapeutischen Bereich? Es gibt einen Spruch, den mein Therapeut mich schon früh gelehrt hat und der heißt: „Eine Frau, lässt sich nicht für eine Pizza vögeln“!  Bedeutet übersetzt, dass eine Frau gut darauf achten sollte, bevor sie sich sexuell auf einen Mann einlässt, ob er sie respektiert und gut behandelt und, welche Motivation sie dazu treibt, mit  diesem Menschen Sex zu haben. Hat sie gelernt über körperliche Angebote Anerkennung und Liebe zu bekommen? Vögelt sie im Namen der eigenen Lust oder hat sie gelernt, dass ihr Wert über sexuelle Angebote zu steigern ist, bzw. sie darüber auch Demütigung erfahren kann? Fallbeispiel: Frau S. kommt in die Therapie, weil sie unter Lustlosigkeit leidet und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr hat, wenn sie, was selten vorkommt, ihrem Mann erlaubt mit ihr zu schlafen. Sie sind ein junges, erfolgreiches Pärchen mit einer selbst aufgebauten Firma, verheiratet, ein Sohn und seit 10 Jahren zusammen. Im Laufe der Therapie, die aus einer Kombination aus Einzel- und Paargesprächen besteht, stellt sich heraus, dass die Frau praktisch noch nie wirklich Spaß daran hatte, wie ihr Partner mit ihr sexuell zugange war. Sie empfand ihn immer als zu grob und einzig und alleine auf seine Befriedigung ausgerichtet. Sie meinte, Versuche unternommen zu haben mit ihm darüber zu reden, wie es ihr mit ihrer gemeinsamen Sexualität gehe, sei bei ihm jedoch auf wenig Verständnis und Offenheit gestoßen, so das sie es wieder aufgegeben habe. Trotzdem habe sie über viele Jahre hinweg den Sex mit ihm „geduldet“ weil sie Angst hatte, er könne sich anderen Frauen zuwenden, wenn sie nicht michmache. Aber nun war sie an einem Punkt angekommen, wo sie körperliche Symptome entwickelt hatte, die sich in Form eines leichten Vaginismus zeigten, so das ihr nichts anderes übrigblieb, als sich um ihre Sexualität zu kümmern. In dem Akt der Frau, dem Mann ihren Körper „hinzulegen“ ohne sich emotional für ihn zu öffnen und ohne ihm sexuell begegnen zu wollen, zeigt sich einerseits eine tiefe Abhängigkeit der Frau vom Mann und andererseits der Wunsch, Macht über den Mann auszuüben. Tritt eine Frau auf dieser Ebene mit einem Mann in Beziehung, dreht es sich niemals um Liebe, sondern immer darum, tiefsitzende, aus der Kindheit stammende Verletzungen mit dem Partner erneut zu durchleben und, wenn es gut läuft, diese zu transformieren. Unbewusst und ohne die Arbeit an sich selbst, ist die Frau jedoch gefangen von Ihrem Frauenbild und von ihrem Männerbild. Als Frau muss sie dem Mann, der immer nur ficken will, zur Verfügung stehen, muss für ihn sexy sein, darf ihn sexuell nicht enttäuschen und muss seine Triebe befriedigen, damit er nicht abhaut. Damit verhindert sie, sich mit ihren tatsächlichen Gefühlen, ihren Machtansprüchen und ihren Ängsten, die eine lustvolle Sexualität verhindern, auseinander zu setzen. Ist die Lust der Frau daran gekoppelt, vom Mann demütigend behandelt oder sexuell benutzt zu werden wird es besonders kompliziert. Eine derartige Programmierung, verursacht eine Zwiespältigkeit, welche Frauen in sexuellen und auch in alltäglichen Situationen nicht klar erkennen lässt, was gut für sie ist. Dieser Zwiespalt lässt sich folgendermaßen formulieren: Ich will mich von Dir nicht benutzen lassen, denn dafür muss ich Dich und mich hassen und verachten, gleichzeitig macht es mich jedoch geil, wenn Du mich für Deine Befriedigung benutzt. Das Heranwachsen dieser Frauen wurde  häufig von einer sexuell übergriffigen Männerfigur begleitet, welche die Beziehung sexualisiert und das Machtgefälle ausgenutzt hat. So scheint sie gelernt zu haben das, wenn sie auf seine sexuellen Avancen eingeht, wenn sie sich erotisch gibt, wenn sie kokett ist, von ihm eine besondere Aufmerksamkeit erhält und von ihm anerkannt wird. Dieses Verhalten wiederholt sie in ihren späteren Männerbeziehungen. Sie bezieht Anerkennung über Sex. Nicht selten findet man im Hintergrund sexuellen Missbrauch. Hier kann auch vom Lolita-Syndrom gesprochen werden. Die Lolita-Frau ist eine Frau die meint, jeden Mann um den Finger wickeln zu können. Sie ist häufig sehr attraktiv, hocherotisch und wird von Männern umschwärmt (man findet sie oft in Berufen in denen es um Schönheit und Äußerlichkeiten geht, wie Modeln oder Schauspielerei). Um dem Vater,  dem Partner oder potentiellen Partnern zu gefallen, instrumentalisiert sie ihren Körper. Sie sexualisiert und erotisiert Beziehungen und bezieht ihren Wert daraus, wie gut sie in der Männerwelt ankommt. Ihre Identität ist eine von den Männern gespiegelte und so ist sie im Kern tief einsam, weil sie keine Beziehung zu ihrem Selbst entwickelt hat. Da Männer und männliche Anerkennung so wichtig für sie sind, werden andere Frauen automatisch zu Konkurrentinnen und somit ist sie auch auf der Ebene

Erlebnisbericht Frauencamp

Ich komme reich nachhause, versuche mich zu finden in meinen vier Wänden. Ein wenig fremd, so alleine. Bin glücklich, bin bei mir, bin bei euch. … und bin total erschüttert. Weinen, Wüten, Schreien…Eine alte Freundin hat sich das Leben genommen! Freundin? Freundin, was ist das? Ich friere, mir ist so kalt. So kalt ist mir. Warum war sie nicht bei uns? Warum konnte sie sich nicht einlassen? Warum ist sie nicht mitgekommen ans Feuer, der sich umsorgenden Frauen? Wieso wollte diese wunderbare, klare und kraftvolle Frau nicht mehr leben wollen? Wieso konnte sie selbst sich nicht mitnehmen auf die Reise der Frage: Wer bin ich? Es tut so weh… dieses stolze Weib, über jede Hilflosigkeit erhaben. Immer dieses: ich komme schon klar! Danke, ich brauche nichts! Sie war so voller Liebe. Nur die eigene Bedürftigkeit hat sie nicht spüren können, oder nicht spüren wollen? Da gab es immer einen Raum in ihr, der voller Dunkelheit war. Einen Raum, den niemand betreten durfte. Manchmal hatte sie kurz den Schlüssel dafür in der Hand, dann haben wir zusammen hineingeschaut… hineingegangen sind wir nie. Hinter dieser Tür war ihr uralter Schmerz eingesperrt… Die Tränen zu Eis gefroren. Ja, ich weiß. Das bin ich selbst. Danke fürs Leben! DANKE EUCH ALLEN! Wieder ein Stückchen näher in die Wirklichkeit gerückt, aus meinem eigenen Verrückt-Sein. Auf dem Weg zum Frauencamp sitze ich mit zwei jungen Frauen im Auto. Ich freue mich und auf einmal sind wieder Zweifel in mir: „Was will ich denn dort mit diesem jungen Gemüse“? Ich lasse diese Gedanken zu, sie ziehen weiter. Ich spüre Unsicherheit, Angst – wovor? Es gibt kein zurück mehr. Ankommen. Schöner Platz, mitten im Grünen. Herzlicher Empfang, Wärme. Die Hütten liebevoll geschmückt und beduftet. Ich bin berührt, diese liebevolle Fürsorge kenne ich nicht. Ich kann das kaum annehmen und das tut so wohl. Wir bekommen die Aufgabe, Zettel zu schreiben, auf denen steht, was wir loslassen wollen. Ich kann gar nicht aufhören zu schreiben. Ich kann aufrichtig fühlen, dass es mir ernst ist. Ich habe erkannt, dass meine Projektionen in die Jetzt-Zeit aus alten Erfahrungen stammen, und dass ich lernen will das, was Heute ist, aus dem Heute entspringen zu lassen. Mir wird immer mehr bewusst, dass ich alte Geschichten nicht eins zu eins in das Jetzt übertragen kann. In den Wald gehen, Sachen suchen zum Maskenbau. Der Regen hängt in den Wolken. Mit und ohne Schirm, gut umsorgt, werden wir alleine und zu vielen in den Wald entlassen, um auf Spurensuche zu gehen…und zu finden. Ich fühle mich gut aufgehoben. Streife alleine durch nasse Wiesen am Maisfeld entlang. In der Ferne donnert es, es kommt ein Gewitter auf. Ich rieche feuchten Wald und schmecke Regen. Ich schneide Pilze von toten Birkenstämmen, bekomme langsam ein Bild von meiner Maske. Treffe in meiner Phantasie auf ein Wildschwein und flüstere mit den Eichhörnchen. Abendessen am kleinen Feuer: Wie geht es uns, wo steht jede einzelne von uns Frauen? Ich habe für mich die Erkenntnis gewonnen, dass sich mein Leben immer an der Maxime von Männern orientiert hat. Ich stehe und falle durch die Beurteilung von Männern, bin selbst immer mehr in die Fußstapfen von Männern getreten, um Schritt halten zu können. Mir fehlt die Anbindung an die weibliche Energie, die mag ich zurückerobern. Ich wünsche mir, ein Gefühl, ein Spüren für meine selbstbewusste Kraft der Hingabe und des Wissens zu finden. Spüren lernen. Spüren, was ich brauche. Witterung aufnehmen. Spüren, was andere brauchen. Nähren, Knurren… Zähnefletschen, für mich einstehen. Spurensuche… Morgens früh Yoga mit Sansara: Meine steifen Knochen wühlen sich aus dem Bett. Ohh, die Sonne scheint. Jaaa! Den inneren trägen Schweinehund besiegend finde ich mich auf der Wiese im Kreis der Frauen wieder. Mein steifer Nacken, mein Rücken, aller eingefrosteter Müll findet einen Weg zur Sonne. Warm werden, wie ein eingerosteter Motor, der nach langem Rumstehen wieder laufen darf…Ja, ich fühle eine Einladung zum Laufen, eine freundliche Aufforderung, aber keinen Zwang. Danke! Danke! Ich bin voller Dankbarkeit. Eine der Frauen bringt ihr altes Waldwissen mit auf den Tisch, sie hat Schirmpilze, Maronen, Steinpilze und HEXENRÖHRLINGE köstlich zubereitet. Es duftet zwischen Rührei, frischem Kaffee und dem guten Ingwer-Lemongrastee verführerisch. Ich bitte um den morgendlichen Abwasch, eine Möglichkeit, meine Dankbarkeit zu zeigen. Es macht Spaß, mit den Frauen gemeinsam die Küche sauberzumachen. So viele Eindrücke, so viele MenschInnen, soviel Natur… Trommeln. In der Mittagssonne Trommeln. Ich habe noch nie getrommelt – ein wenig schüchtern, aber voller Lust. Langsam finden wir in einen gemeinsamen Rhythmus, bohh, macht das Spaß! Irgendwann die Gitarren holen, … singen. Wind weht Lieder weg. Lachen. Unbeschwertheit. Immer wieder taucht der Gedanke auf, ich darf keinen Spaß haben, lerne ihn ziehen zu lassen… Habe Spaß. Lerne so viel hier. Bin auf unsicherem Boden. Kenne mich nicht aus in der Kopflosigkeit. Es ist, als wäre mein Kopf zu schwer für das dünne Stängelchen, meinen Hals. Mein Nacken tut schon seit einigen Tagen weh. Kann meinen Kopf nicht mehr frei bewegen. Empfinde Steifheit. Ich finde mich wieder mit einer der Teilnehmerinnen, die sich um meinen schmerzenden Nacken kümmert und einfühlsam massiert. Und ich kann endlich weinen. Ich fühle mich aufgehoben, weine und weine und weine… Da ist so viel Mitgefühl in ihr, dass ich tief berührt bin. Ich bin in einen Fluss geraten, der reißend ist. Einen Fluss, der von Dankbarkeit so gefüllt ist, dass ich es gar nicht beschreiben kann. Es fühlt sich an, als würde ich nach Hause finden. Nach Hause finden in weibliche Bereiche meiner Seele, die ich schon so lange suche und langsam anfange, zu finden. Ich schreibe und weine und umarme euch alle. Ich umarme den Tanz um das Feuer, zu dem wir getrommelt haben. Den Tanz, zu dem wir unsere Loslasswünsche in die Flammen warfen. JA – ICH WILL- LOSLASSEN! Dann bin ich dran, ich spüre, wie meine Energie immer mehr absackt. Ich will ums Feuer fliegen und den Flammen zurufen, dass sie alle meine Zweifel auffressen dürfen. Und ich fühle mich immer hilfloser, kraftloser und schwerer… Ich kann mich nicht anvertrauen. Kurz

Teilnehmerstimme Fortbildung Sexualtherapie 2013 – 2015

Ich habe von 2013 bis 2015 die Fortbildung für Sexualtherapie am Institute für Beziehungsdynamik gemacht. Ich arbeite seit dem als Sexualtherapeutin und Beziehungcoach in Berlin. Ich kann diese Ausbildung von ganzem Herzen empfehlen, denn die Fortbildungsleiter, Bettina Vibhuti Uzler und Robert A. Coordes, haben eine kraftvolle Harmonie in ihrer Arbeit. Kompetent, entspannt und klar öffnen sie das Spektrum und Themen der Ausbildung. Selbsterfahrung und Lernen im Rahmen einer Gruppe gibt dieser Ausbildung besondere Kraft. Unerlässlich ist hierbei dann natürlich, dass diese Prozesse von den Ausbildungsleitern begleitet und geleitet werden. Diese wichtigen Begegnungen haben die Fortbildungsleiter mit dem Programm der Ausbildung wunderbar verflochten. Durch diese Ausbildung kann ich meinen Klienten mit Kompetenz einen sicheren Psychotherapeutischen Rahmen bieten, sich mit Problemen und Erfahrungen auseinanderzusetzen. Auf persönlicher Ebene hat sich durch die Fortbildung sehr viel geöffnet und entwickelt. Erfahrungen die für meine eigene therapeutische Arbeit den besten Nährboden geschaffen haben. Jedes Modul hatte neben fachlichem und therapeutischem Lernen auch wundervolle Momente der Begegnung. Beim Tanzen, bei dynamischer Körperarbeit oder bei der morgentlichen Frühstücksrunde hatten wir die Gelegenheit auch als Gruppe zu wachsen.   Silke vom Bauer, HP Psychotherapie

Impressionen Frauencamp

Ich fühle mich durchgewirbelt, berührt, froh, wehmütig, jung, ein bisschen traurig.Im Außen habe ich im Spiegel, mich als eine junge Frau gesehen, wo die Wildheit ein wenig durchblitzt: mit geröteten Wangen und großen Augen, die fast ein wenig kindlich wirken. Die Zeit mit Euch, mit den Frauen, hat vielmehr mit mir gemacht, als ich in Worte fassen kann.Vor ein paar Monaten war es eine eher rationale Entscheidung: „Ich will mich mit den Frauen verbinden. Ich will lernen, Frauen zu lieben“.Ein Vorhaben, etwas, wo ich gemerkt habe, es ist unumgänglich. Jetzt ist es eine tiefe Sehnsucht geworden.Mit der Liebe in mir, die für die Frauen erwacht, zeigt sich auch ein Schmerz in mir. Und genauso aufgehoben und beschützt, wie ich mich fühle, genauso verloren fühle ich mich manchmal. Ich glaube, etwas wechselt sich in mir ab, und ich vermute, dass es noch ein bisschen dauert, bis ich wirklich frei von Konkurrenzdenken und der Angst vor der Stärke einer Frau bin. Ich habe wirklich ein Gefühl von Nähe und Gemeinschaft erlebt, das hat mich ganz weich gemacht. Nirgendwo anders hätte ich die letzten Tage sein wollen! Ich danke Euch Frauen vom Veranstaltungsteam dafür, dass ihr uns Frauen immer wieder darauf aufmerksam macht, wie wichtig es ist, dass wir Frauen zusammen halten, und dass Ihr uns für das große Missverständnis, welches unter Frauen herrscht, sensibel gemacht habt.Und ich möchte mich bei Euch bedanken, dass Ihr mit Euer ganzen Energie und Liebe uns – mir zeigt, wie das geht! Dass Ihr uns helft, uns zu verbinden. Ich bekomme immer mehr ein Gefühl dafür, wie sich eine Frauengemeinschaft voller Verbundenheit anfühlt. Danke.Ich bin mehr als froh, mit dabei gewesen zu sein und freue mich schon auf das nächste Camp!!!

Inhalte im dritten Seminar der Fortbildung Sexualtherapie – Sexuelle Funktionsstörungen

Im 3. Seminar unserer Fortbildung in Sexualtherapie widmen wir uns dem Thema “sexuelle Störungen”. Die Teilnehmer lernen in diesem Seminar verschiedene Therapieschulen kennen, erfahren deren Pathologiekonzepte und setzen sich mit bestehenden Vorstellungen zu sexuellen Funktionsstörungen wie war die Vaginismus, Orgasmusstörungen, Erektionsstörungen, wie auch Ejaculatio praecox, sowie sexueller Unlust oder auch Hypersexualität auseinander. Reflektiert werden dabei immer auch andere sexualtherapeutische Schulen wie die systemische Sexualtherapie, die syndiastische Sexualtherapie, die Hamburger Schule der Sexualtherapie sowie auch grundlegende Konzepte wie das von Masters und Johnson mit  entsprechendem “Sensate Focus”- Übungsprogramm. Im Vorfeld bereits haben sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit verschiedenen sexuellen Funktionsstörungen auseinandergesetzt, aktuelles Wissen recherchiert und entsprechend aufgearbeitet. Die Ergebnisse werden diskutiert und kritisch beleuchtet. Ziel ist es hier, ein eigenes Konzept für das Verständnis sexueller Funktionsstörungen zu entwickeln. Impulse geben wir hier unsere „sexuelle Landkarte“, ein Analyse-und Frageinstrument, das wir hier ausführlich erläutern und Teilnehmerinnen und Teilnehmen die Anwendung einüben.  Anhand dieser Methodik erläutern wir die Grundprämissen unseres Ansatzes.  In Übungen erfahren die Teilnehmer hier die Beziehung gestaltende Komponente sexueller Funktionsstörungen. So wird erfahrbar, welche Funktion sexuellen Störungen zu Grunde liegen könnte. Lernziel dieser Fortbildungseinheit ist die Entwicklung eigener Maßstäbe und Grundlagen zur therapeutischen Behandlung sexueller Funktionsstörungen. Zudem wird den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ein Überblick über aktuelle Perspektiven und Forschungsstudien ermöglicht. Dieser Seminarblock ist bewusst interaktiv konzipiert. Teilnehmerinnen und Teilnehmen erarbeiten aktives Wissen, arbeiten dies kontrovers auf und erhalten dafür Feedback. Das therapeutische Vorgehen wird hierbei anhand von ausgearbeiteten Interviews in Anlehnung an unsere „sexuelle Landkarte“ eingeübt. Beweglichkeit Umgang mit entsprechenden Fragetechniken ist die Folge.

Für eine Nacht ein Mann sein

„Würdest Du gerne mal ein Mann sein?“, fragt er mich.„Nein“, sage ich. „Aber ich hätte gerne mal für einen Tag deinen Schwanz. Besser gesagt: für eine Nacht!“Einmal wissen, wie es sich anfühlt, nicht hereinzulassen, sondern einzudringen. Aufgenommen zu werden.Es ist seltsam, dass ich keine Ahnung habe, was genau der Mensch fühlt, mit dem ich am intimsten bin. Wirklich zusammen. Wir haben Sex, zu zweit – aber sind dennoch irgendwie allein. Jeder für sich. Denn ich weiß eher, wie sich Sex für meine beste Freundin anfühlt, als für ihn.„Wie ist das?“ frage ich ihn.„Schön.“ Seine Augen leuchten. „Ja, das weiß ich, aber erzähl mir, wie es ist! Wie fühlt es sich an?“„Du bist heiß, dein Schwanz ist heißer. Es ist fast so, als würde er glühen. Du spürst nur noch ihn, deine Gedanken kreisen nur noch um das eine. Deine Gedanken sind nur noch dort. Dort, an diesem Ort. Deinem Ort. Du willst nichts anders mehr. Wenn ich dann eindringe, ist es warm, weich, feucht. Ich kann nur noch an diese drei Wörter denken: warm, weich, feucht. Einerseits möchte ich es solange hinauszögern, wie es nur geht. Andererseits möchte ich immer tiefer in Dich eindringen. Ich spüre, wie deine Schamlippen meinen Schwanz umschließen – fast so, als würden sie ihn festhalten und nicht mehr loslassen wollen. Meine Eichel spürt dann einen zarten Widerstand. Es ist eng. Eng, warm, weich, feucht.Ich bewege mich langsam und durch die Enge schiebt sich meine Vorhaut vor und zurück. Wenn ich meinen Schwanz nun ganz leicht anspanne, gibt es mir den Rest! Ich muss mich einfach weiterbewegen. Vorstoßen, zurückziehen, aber nur, um wieder vorstoßen zu können. Ein unglaubliches Spiel. Ich  wünschte fast, es würde nie zu Ende gehen! Aber ich spüre, dass das Ende bedrohlich nahe ist. ,Nein, noch nicht!’ würde ich am liebsten schreien, aber das Gefühl ist einfach zu süß.Wenn ich gekommen bin, spüre ich, wie sich die Konsistenz in Dir verändert. Es ist nicht mehr nur feucht – sondern auch glitschig. Ich ziehe mich zurück, aber ich wünschte, noch ein wenig bleiben zu können.“ Quelle: Alley Cat – Erotikmagazin für Frauen