
Depressionen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen weltweit und beeinflussen das Leben von Millionen Menschen auf tiefgreifende Weise. Ein weniger bekannter, aber ebenso bedeutender Aspekt der Depression ist ihr Zusammenhang mit der Sexualität. Es gibt eine wachsende Zahl von Studien, die darauf hinweisen, dass sexuelle Funktionsstörungen und Depressionen häufig gemeinsam auftreten und sich gegenseitig verstärken können. In diesem Artikel untersuchen wir die Beziehung zwischen Depression und Sexualität und erläutern, wie therapeutische Unterstützung am Berliner Institut für Beziehungsdynamik Betroffenen helfen kann.
Wofür ist der Zusammenhang zwischen Depression und Sexualität wichtig?
Gerade für Menschen, die unter Depressionen leiden und in einer Beziehung leben, kann eine Störung der Sexualität zu einer großen Belastung werden. In diesem Beitrag will ich dafür werben, dass eine Despression, wie auch eine Grippe oder eine andere Erkrankung, Auswirkungen auf die Sexualität hat. Die Kenntnis des Zusammenhangs zwischen Depression und Sexualität kann so Verständnis innerhalb einer Beziehung fördern. Vielleicht kann dies zur Grundlage einer partnerschaftlichen und kommunikativen Begegnung werden. Dann kann vielleicht ein Stressfaktor wegfallen.
Tillmann Krüger von der Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie an der Medizinischen Hochschule Hannover warnt in einem Artikel, dass eine „Abspaltung des sexuellen Problems in Form einer (zu) frühen Überweisung hinderlich für therapeutische Verbesserungen sein kann“. Er gibt an, dass „sexuelle Probleme fast nie losgelöst von anderen psychischen, somatischen oder Entwicklungsproblemen existieren“.
Studien zur Zunahme von Depressionen in Deutschland
Depressionen nehmen Deutschland nahezu besorgniserregend zu. Mehrere Studien und Datenquellen belegen eine deutliche Zunahme von Depressionen in Deutschland in den letzten Jahren. Hier einige Studien, die die Zunahme von Depressionen in Deutschland belegen:
- Laut der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) sind die Diagnosen von wiederkehrenden Depressionen von 2011 bis 2021 bundesweit um rund 71% gestiegen. In Baden-Württemberg war der Anstieg mit fast 112% am höchsten. Dies deutet auf eine besorgniserregende Entwicklung hin, die durch verschiedene Faktoren wie gesellschaftliche Krisen und persönliche Verlusterfahrungen beeinflusst wird (LifeInsuranceHere).
- Die Corona-Pandemie scheint bei diesem langfristigen Trend nur eine untergeordnete Rolle zu spielen. Von 2019 bis 2021 zeigte sich lediglich ein geringer Anstieg der Depressionen um bundesweit sechs Prozent
- Aktuelle Daten des Robert Koch-Instituts zeigen einen Anstieg depressiver Symptome in verschiedenen Bevölkerungsgruppen seit 2019, mit einer Tendenz zur Stagnation auf hohem Niveau in den letzten Monaten
- Besonders besorgniserregend ist die Zunahme von Depressionen bei Kindern und Jugendlichen während der Corona-Pandemie, insbesondere im Zusammenhang mit Schulschließungen
- Insgesamt sind laut einer Studie 8,2% der erwachsenen Deutschen (18-79 Jahre) im Laufe eines Jahres von einer unipolaren oder anhaltenden depressiven Störung betroffen, was etwa 5,3 Millionen Menschen entspricht.
Diese Daten verdeutlichen einen besorgniserregenden Trend zur Zunahme von Depressionen in Deutschland, insbesondere bei jüngeren Menschen. Es ist wichtig zu beachten, dass die Gründe für diesen Anstieg komplex sind und sowohl auf eine verbesserte Diagnostik als auch auf tatsächliche Zunahmen der Erkrankung zurückzuführen sein können. Weitere Informationen und die genauen Daten finden Sie auf den Webseiten der KKH und des Robert Koch-Instituts (LifeInsuranceHere).
Symptome einer Depression
Die Hauptsymptome einer Depression sind:
- Niedergeschlagenheit und gedrückte Stimmung
- Interessenverlust und Freudlosigkeit
- Antriebsmangel und schnelle Ermüdbarkeit
Zu den häufigen Nebensymptomen zählen:
- Schlafstörungen
- Konzentrations- und Aufmerksamkeitsprobleme
- Schuldgefühle und Gefühle der Wertlosigkeit
- Vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen
- Appetitlosigkeit oder verändertes Essverhalten
- Hoffnungslosigkeit und pessimistische Zukunftsperspektive
- Reizbarkeit und innere Unruhe
- Körperliche Beschwerden wie Schmerzen

Diagnose einer Depression
Für die Diagnose einer Depression müssen mindestens zwei Hauptsymptome und zwei Nebensymptome über einen Zeitraum von mindestens zwei Wochen bestehen. Je nach Anzahl und Schwere der Symptome unterscheidet man zwischen leichten, mittelschweren und schweren Depressionen. Sollten Sie unter den Symptomen leiden, empfehlen wir Ihnen, professionelle Unterstützung aufzusuchen.
Prävalenz und Studienlage zu Depressionen und Sexualität
Prävalenzraten sexueller Funktionsstörungen bei Menschen mit Depressionen sind alarmierend hoch. Laut einer umfassenden Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) leiden bis zu 70 % der Menschen mit Depression auch unter sexuellen Funktionsstörungen. Diese Störungen können verschiedene Formen annehmen, darunter erektile Dysfunktion, verminderte sexuelle Lust und Orgasmusstörungen.
Eine Meta-Analyse von Atlantis und Sullivan (2012) zeigte, dass depressive Symptome signifikant mit einer höheren Prävalenz von erektiler Dysfunktion und vermindertem sexuellen Verlangen verbunden sind. Diese Studie umfasste Daten aus verschiedenen Ländern und unterstrich die globale Relevanz dieses Themas.
Depressionen haben einen signifikanten Einfluss auf die Sexualität und können zu verschiedenen sexuellen Störungen führen:
Wechselseitiger Zusammenhang zwischen Depression und Sexualität
- 50-70% der Menschen mit Depressionen leiden unter sexuellen Dysfunktionen
- Umgekehrt steigt durch sexuelle Dysfunktionen das Risiko für Depressionen um 130-210%.
Hier ein sehr spannender Artikel zur Prävalenz.
Unterschiede zwischen Männern und Frauen

Die Unterschiede zwischen Männern und Frauen bezüglich des Zusammenhangs zwischen Depression und Sexualität beziehen sich auf unterschiedliche sexuelle Störungen. Eindeutig belegbar ist bei Männern wie auch Frauen, dass es einen deutlichen Zusammenhang zwischen Depression und sexuellen Störungen gibt.
Depression und Sexualität bei Männern
Bei Männern manifestieren sich sexuelle Funktionsstörungen häufig in Form von erektile Dysfunktion und vermindertem sexuellen Verlangen. Eine Studie von Mathew RJ et al. (2001) fand heraus, dass etwa 35 % der Männer mit Depression an erektiler Dysfunktion leiden. Diese hohe Prävalenzrate deutet darauf hin, dass sexuelle Probleme ein häufiges Begleitsymptom von Depressionen bei Männern sind.
Depression und Sexualität bei Frauen
Bei Frauen äußern sich sexuelle Funktionsstörungen oft als vermindertes sexuelles Verlangen und Anorgasmie. Clayton AH et al. (2013) berichteten, dass bis zu 50 % der Frauen mit Depression unter sexuellen Problemen leiden. Diese Unterschiede zwischen den Geschlechtern verdeutlichen die Notwendigkeit geschlechtsspezifischer therapeutischer Ansätze.
Ursachen und Wechselwirkungen
Die Beziehung zwischen Depression und Sexualität ist komplex und bidirektional. Das bedeutet, dass Depressionen sowohl eine Ursache als auch eine Folge sexueller Funktionsstörungen sein können. Die psychologischen und physiologischen Mechanismen, die diese Wechselwirkungen erklären, sind vielfältig.
Psychologische Faktoren:
- Niedriges Selbstwertgefühl: Depressionen führen oft zu einem verminderten Selbstwertgefühl, was sich negativ auf das sexuelle Verlangen und die sexuelle Leistung auswirken kann.
- Verlust von Interesse und Freude: Ein charakteristisches Merkmal von Depressionen ist der Verlust von Interesse und Freude an Aktivitäten, die früher als angenehm empfunden wurden, einschließlich sexueller Aktivitäten.
- Erhöhte Ängste und Sorgen: Depressionen gehen oft mit erhöhten Angstzuständen einher, die das sexuelle Verlangen und die sexuelle Funktion beeinträchtigen können.
Physiologische Faktoren:
- Hormonelle Veränderungen: Depressionen können hormonelle Veränderungen hervorrufen, die sich negativ auf die Sexualität auswirken. Beispielsweise können verminderte Testosteron- oder Östrogenspiegel sowohl bei Männern als auch bei Frauen zu sexuellen Funktionsstörungen führen.
- Nebenwirkungen von Antidepressiva: Viele Antidepressiva, insbesondere selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs), sind bekannt dafür, sexuelle Funktionsstörungen als Nebenwirkung zu haben.

Therapeutische Unterstützung am Berliner Instituts für Beziehungsdynamik
Wir am Berliner Institut für Beziehungsdynamik bieten seit 2006 spezielle Unterstützung im Rahmen von Paartherapie und Sexualtherapie an. Damit unterstützen wir auch eine Vielzahl an Menschen, die sowohl unter depressiven Symptomen als auch unter sexuellen Problemen leiden. Unser Ansatz der beziehungsdynamischen Sexualtherapie kombiniert Elemente der traditionellen Psychotherapie mit spezifischen Techniken zur Behandlung sexueller Funktionsstörungen.
Psychotherapie bei Depressionen
Nicht immer sind wir am Institut für Beziehungsdynamik die richtige Anlaufstelle, besonders bei schweren Depressionen. Als privates Institut können wir hier nicht immer im notwendigen Maße unterstützen. Gerne beraten wir Sie bei depressiven Symptomen. Oft zeigt sich, dass eine durch Ihre Krankenkasse finanzierte Psychotherapie, wie eine kognitive Verhaltenstherapie (KVT) oder eine tiefenpsychologisch fundierte Therapie, angezeigt sind. Vereinbaren Sie ein persönliches Gespräch mit uns.
Paarberatung bei Depression
Im Rahmen einer Paarberatung am Institut kann es gelingen, die partnerschaftliche Situation zu mildern, die sich oftmals entwickelt, wenn Depressionen Auswirkungen auf die partnerschaftliche Sexualität haben. Manchmal kann es hilfreich sein, die aktuelle Situation transparent zu besprechen, beiderseitige Befindlichkeiten auszutauschen und ggf. Übungen und Methoden zu vermitteln, um in neuer und verbesserter Weise mit der partnerschaftlichen Situation umgehen zu können.
Fazit
Der Zusammenhang zwischen Depression und Sexualität ist ein vielschichtiges Thema, das sowohl psychologische als auch physiologische Aspekte umfasst. Ein integratives Vorgehen, das sowohl die psychische als auch die sexuelle Gesundheit adressiert, ist daher entscheidend für eine ganzheitliche Behandlung. Das Berliner Institut für Beziehungsdynamik steht Ihnen mit fachkundiger Unterstützung zur Seite, um Ihre Lebensqualität nachhaltig zu verbessern.
Quellen:
- Atlantis, E., & Sullivan, T. (2012). Bidirectional association between depression and sexual dysfunction: a systematic review and meta-analysis. Journal of Affective Disorders, 139(2), 93-100. Link zur Studie
- Clayton, A. H., et al. (2013). The impact of depression on sexual desire and arousal in women. Journal of Sex & Marital Therapy, 39(1), 39-56. Link zur Studie
- Mathew, R. J., et al. (2001). Sexual dysfunction in depression. Journal of Clinical Psychiatry, 62(4), 258-266. Link zur Studie
- World Health Organization. (2004). The global burden of disease: 2004 update. WHO Press. Link zum Bericht
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