In diesem Artikel wollen wir grundlegend in die Bedeutung und Perspektive der Körperpsychotherapie einführen. Dabei beziehen wir uns vorrangig auf die energetische Körperpsychotherapie, wie bei uns am Berliner Institut für Beziehungsdynamik praktiziert und vermittelt wird. Es gibt eine Vielzahl anderer, körperpsychotherapeutischer Verfahren und Ansätze, auf die wir an dieser Stelle allerdings nicht eingehen können. Wenn Sie Unterstützung durch Körperpsychotherapie suchen, dann nehmen Sie gerne hier Kontakt mit uns auf.
Was ist eigentlich Körperpsychotherapie?
Die Körperpsychotherapie rückt den Körper in den Vordergrund der Wahrnehmung, um psychotherapeutisch zu wirken. Die Grundüberzeugung ist, dass sich psychische Themen und Problematiken auch körperlich ausdrücken bzw. „verkörperlicht“ sind. Der Körper ist eng mit dem psychischen Erleben verbunden, und umgekehrt. Wer schon einmal eine panische Atmung erlebt hat und sich durch Atemtechniken selbst wieder beruhigen konnte, weiß, wovon die Rede ist. Der Körper bietet einen direkten, unverfälschten Zugang zu seelischen Prozessen und Ausdrucksformen. Unser Gesicht z.B. spiegelt zahlreiche emotionale Zustände wider, und wir können in den Augen von Menschen seelisch-innerliche Regungen entdecken, die sie vielleicht gerne verbergen möchten. Der Körper dient als Zugang zur Psyche, zur Seele und spiegelt die inneren Regungen wider.
Körperpsychotherapie ist ein ganzheitlicher Ansatz der Psychotherapie
Darüber hinaus basiert die Körperpsychotherapie auf einem ganzheitlichen Ansatz, der die Interaktion zwischen Körper, Geist und Umwelt betrachtet und darauf abzielt, das psychische Wohlbefinden durch die Integration körperlicher und emotionaler Prozesse zu verbessern. Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass körperorientierte Therapieansätze, wie sie in der Körperpsychotherapie angewendet werden, positive Auswirkungen auf die Bewältigung von Stress, Traumata und anderen psychischen Störungen haben können, indem sie die Regulation des autonomen Nervensystems und die Selbstregulation fördern.
Hauptaspekte der Körperpsychotherapie
Im Wesentlichen konzentriert sich die Körperpsychotherapie auf drei Schlüsselbegriffe bzw. Aspekte: Atmung, Bewegung und Stimmausdruck.
Nachfolgend werden wir diese Aspekte darstellen und illustrieren.
Die Atmung in der Körperpsychotherapie
Atmung bedeutet Leben. Diese Vorstellung, dass Atem und Leben untrennbar verbunden sind, ist uralt und wurde bereits in der Schöpfungsgeschichte erwähnt, als Gott den Menschen aus Erde formte und ihm Leben einhauchte. Schon hier wird die enge Verbindung zwischen unserem Atem und unserer Seele deutlich. Innere Regungen spiegeln sich unmittelbar in unserer Atmung wider und manifestieren sich in unserem Körper. Emotionen sind Gefühle in Bewegung. Sie werden durch die Atmung bewegt und zum Fließen gebracht. Wenn wir unseren Atem anhalten, trennen wir uns automatisch von unseren Emotionen und inneren Regungen. Der Atemraum ist für uns Menschen eine Energiequelle und gleichzeitig der sensibelste Wahrnehmungsraum für unsere Emotionen. Um unsere Gefühle in Bewegung zu bringen, benötigen wir Energie oder eine höhere Ladung. Wenn die Energie stark genug ist, werden Gefühle zu Emotionen, die energetische Bewegungen und Schwingungen ausdrücken. Viele Menschen können eben diese Ladung gar nicht fördern oder sie haben Angst, durch eine erhöhte Ladung in Kontakt mit verdrängten Emotionen zu kommen – genau hier unterstützt unsere Körperpsychotherapie.
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Bewegung und Mobilität des Körpers in der Körperpsychotherapie
Körperpsychotherapie lenkt die Aufmerksamkeit auf das körperliche Erleben, wie Empfindungen, Atmung und Bewegungen, im psychotherapeutischen Prozess. Die Bewegungs- und Schwingungsfähigkeit unseres Körpers ist von zentraler Bedeutung, wenn wir Emotionen erleben wollen. Diese ist eingeschränkt, wenn wir muskulär verspannt sind. Schwingungsfähigkeit meint also kein „esoterisches Phänomen“, sondern einen beobachtbaren, muskulären Spannungszustand. Zudem können die Gelenke unseres Körpers „energetisch“ und physisch blockiert sein. Dadurch entsteht eine Steifigkeit im Körper, die es uns erschwert, emotionale Zustände körperlich wahrzunehmen und auszudrücken. Dies ist jedoch für eine freie, emotionale Bewegung unerlässlich. Wenn wir unsere körperliche Bewegungsfreiheit einschränken, werden wir auch emotional unfrei.
Ein gutes Beispiel ist das Gefühl der Trauer. Das Zulassen und Ausdrücken von Gefühlen von Trauer und Schmerz hat eine klärende und reinigende Wirkung, insbesondere wenn wir Verluste und zerbrochene Bindungen verarbeiten müssen oder uns von Vertrautem und Gewohntem lösen müssen. Der ganzkörperliche, emotionale Ausdruck von Trauer und Schmerz löst innere Erstarrung und Verkrampfung auf und bringt unsere „Energie wieder ins Fließen“. Nur wer emotionalen Schmerz ausdrücken kann, kann auch die gesamte Bandbreite zwischen Lust und Unlust erleben. Menschen, die zu ängstlich, gehemmt und blockiert sind, um Zugang zu Trauer und Schmerz zu haben, leiden oft unter weitreichenden, chronischen Muskelverspannungen, wodurch die Lustempfindung abgeschnitten und das entsprechende Atemmuster gehemmt wird. Tiefes Atmen hingegen öffnet häufig schmerzhafte Bereiche, nähert sich verletzten Seelenanteilen und löst das befreiende Fließenlassen der Tränen aus. Diese Beschreibung lässt sich auf alle Gefühle übertragen. Wenn der Körper nicht mehr schwingungsfähig ist, können wir uns mit unseren Gefühlen nicht mehr frei bewegen, und unser emotionaler Ausdruck ist gehemmt. Das gilt für alle Zusammenhänge zwischen Gefühlen und dem Körper.
Stimmausdruck in der Körperpsychotherapie
Die Stimme ist wie ein Ventil für emotionale Ladungen in uns. Wenn der stimmliche Ausdruck gehemmt wird, werden auch die Bandbreite der Emotionen blockiert. Die Stimme macht Emotionen hör- und sichtbar. Unser Ausdruck wird authentisch und fühlbar für andere. Insbesondere in einer intimen Beziehung ist es wichtig, sich stimmlich und emotional vermitteln zu können. Die Stimme hat unzählige Nuancen von Gefühlslagen und kann seelische Prozesse hörbar machen, sodass jemand anderes die seelischen Regungen hören, sehen und fühlen kann. Ist der Stimmausdruck blockiert, sind die Emotionen wie im Körper eingesperrt, und wir leben in unserer inneren Welt isoliert von der Außenwelt, unfähig, uns mitzuteilen. Da wir Menschen zumeist ausschließlich in Zwischenmenschlichkeit und Intimität aufladen können, kann chronische Anspannung und Haltlosigkeit die Folge sein, wenn jemand im stimmlichen Ausdruck blockiert ist.
Der Verlust der kindlichen Bewegungsfreiheit im Erwachsenenalter
Als Kind sind viele Menschen noch in der Lage, ihr emotionales Erleben mit ihrem ganzen Körper auszudrücken. Diese natürliche Fähigkeit, die oft durch unbewusste Bewegungen, freudiges Lachen oder spontanes Tanzen zum Ausdruck kommt, ist ein integraler Bestandteil der kindlichen Erfahrungswelt. Doch im Laufe des Lebens geschehen Veränderungen, die diese Freiheit einschränken. Aufgrund von gesellschaftlichen Konditionierungen, frühen Traumata und dem Druck, sich an soziale Normen anzupassen, erleben die meisten Menschen einen schleichenden Verlust dieser emotionalen Bewegungsfreiheit. Sie lernen, ihre Gefühle zu kontrollieren, zu unterdrücken und hinter einer Maske zu verbergen, die sie in der Gesellschaft akzeptabler macht. Diese Maskierung der Emotionen kann jedoch langfristig zu einem Verlust der Verbindung zum eigenen Körper und zu den eigenen Gefühlen führen.
Der Mechanismus der Verdrängung und seine Auswirkungen
Die Unterdrückung der Emotionen diente in der Vergangenheit als Schutz vor einer emotionalen Überbelastung. In einer Zeit, in der Gefühle als zu intensiv oder unangemessen wahrgenommen wurden, haben Menschen gelernt, sie zu verdrängen oder zu unterdrücken, um sich vor Schmerz oder Verletzlichkeit zu schützen. Dieser Mechanismus der Verdrängung bleibt jedoch nicht ohne Folgen. Die unterdrückten Emotionen und traumatischen Erfahrungen manifestieren sich im Körper und im Energiesystem und können zu chronischen Spannungen, Blockaden und psychosomatischen Beschwerden führen. Die unbewältigten Emotionen liegen wie eine schwere Last auf dem Körper und verhindern eine freie Entfaltung und Ausdruckskraft.
Die Arbeitsweise der Energetischen Körperpsychotherapie
Energetische Körperpsychotherapie ist der körperpsychotherapeutische Ansatz, den wir am Institut für Beziehungsdynamik praktizieren und lehren. Im Folgenden wollen wir einige unserer Grundprinzipien darstellen und illustrieren.
Vom Denken zum Fühlen, vom Fühlen zum Denken – eine Pendelbewegung
Nach einem grundlegenden Prinzip stellt die Aufmerksamkeit selbst einen Fluss von Energie dar. Wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf etwas lenken, fließt auch unsere Energie in diese Richtung. Dieses Prinzip nutzen wir in der körperpsychotherapeutischen Arbeit, um erfahrbar zu machen, dass man den eigenen Zustand verändern kann. Viele Menschen fühlen sich machtlos gegenüber ihren Gedanken und Gefühlen, weil sie glauben, dass sie keine Kontrolle darüber haben. Indem wir die Aufmerksamkeit weg vom Denken und hin zum Spüren lenken, ermöglichen wir eine tiefere Verbindung zum Körperbewusstsein und somit eine bewusstere Gestaltung des eigenen Erlebens. Wenn die Emotionen für jemanden in einem bestimmten Moment zu intensiv sind, lenken wir die Aufmerksamkeit wieder vom Fühlen zum Denken, um die Gefühle kognitiv zu verarbeiten und das Erleben zu regulieren. Dies geschieht meistens gepaart mit einer Fokussierung der Aufmerksamkeit auf eine innere Ressource.
Sexualenergie und ihre Auswirkungen
Wenn wir von Energie sprechen, meinen wir vor allem die verkörperte Lebensenergie oder auch Sexualenergie, die unseren gesamten Körper durchströmt, ohne dass uns dies bewusst ist. Die Arbeit mit der Sexualenergie bringt uns in Kontakt mit tiefliegenden seelischen Regungen, die aus dem Bauch- und Beckenbereich aufsteigen und oft Ängste in uns hervorrufen. Lassen wir uns darauf ein, die abgestellten und verdrängten Regungen und Gefühle in der Bauch- und Beckenregion zuzulassen, gewinnen wir eine neue körperliche und emotionale Empfindungsfähigkeit zurück; eine Tiefe und Intensität, die unseren gesamten Körper durchströmt. Unsere körperpsychotherapeutische Arbeit mit der Sexualenergie findet daher sehr behutsam statt. Geöffnet wird nur so viel und soweit wie auch integriert werden kann.
Weiterführende Arbeit an den Körperstrukturen
Um einen Zugang zu dem zu finden, was in uns schlummert – Verdrängtes ebenso wie noch unentdeckte Potentiale – arbeiten wir an den Körperstrukturen wie Muskeln, Bindegewebe und Gelenkapparat in einer tiefgehenden, dynamischen Arbeitsweise, die den spontanen, unwillkürlichen Ausdruck fördert. Über direkte körperliche Interaktionen und dynamische Arbeitsweisen spiegeln wir unseren Klient*innen deren Widerstände, Fehlhaltungen und muskulären Panzerungen. Das, was hart, verdichtet und unnachgiebig erscheint, wird geöffnet, gelockert und behutsam losgelassen; unflexible, starre Bewegungsmuster geben nach. Die Atmung vertieft sich, unwillkürliche Bewegungsimpulse entstehen, unterdrückte Emotionen setzen sich frei und der Körper beginnt sich selbst auszubalancieren. So entwickeln sich Potentiale wie Standfestigkeit, Ichstärke, Zentrierung, Flexibilität, Beweglichkeit und Ausdruckskraft .
Integration psychotherapeutischer Modelle in die Körpertherapie
Unsere energetisch-körperorientierte Arbeitsweise nutzt Elemente aus Rolfing, Bioenergetik, Reichianischer Körperarbeit, Atemtherapie und transformativer Energiearbeit. Wir orientieren uns an psychotherapeutischen Modellen und Theorien der Psychoanalyse nach Sigmund Freud, dem Schattenkonzept nach C. G. Jung, der Charakteranalyse nach Wilhelm Reich sowie an Prämissen der humanistischen Psychologie. Diese integrative Herangehensweise ermöglicht es uns, verschiedene Aspekte des menschlichen Seins zu berücksichtigen und ganzheitliche Heilungsprozesse zu fördern.
Fazit
Körperpsychotherapie bietet eine umfassende Methode, um körperliche und psychische Aspekte zu integrieren und damit das gesamte Wohlbefinden zu verbessern. Durch die Arbeit mit Atmung, Bewegung und Stimmausdruck können tief liegende emotionale Blockaden gelöst werden. Indem wir unseren Körper und unsere Emotionen wieder in Einklang bringen, öffnen wir die Tür zu einem erfüllteren und authentischeren Leben.
Um die Wirksamkeit der Körperpsychotherapie zu untermauern, ist es hilfreich, auf wissenschaftliche Studien und Fachliteratur zu verweisen. Hier sind einige Quellen, die die positiven Effekte der Körperpsychotherapie aufzeigen:
Quellen zur Wirksamkeit von Körperpsychotherapie
- Meta-Analyse zur Wirksamkeit der Körperpsychotherapie
Röhricht, F., Papadopoulos, N., & Priebe, S. (2013). An exploratory randomized controlled trial of body psychotherapy for patients with chronic depression. *Journal of Affective Disorders*, 151(1), 85-91.
Diese Studie zeigt, dass Körperpsychotherapie signifikante Verbesserungen bei Patienten mit chronischer Depression bewirken kann.
- Einfluss auf das autonome Nervensystem
Ogden, P., Minton, K., & Pain, C. (2006). *Trauma and the Body: A Sensorimotor Approach to Psychotherapy*. W.W. Norton & Company.
Das Buch erklärt, wie körperorientierte Therapieansätze das autonome Nervensystem regulieren und somit zur Bewältigung von Traumata beitragen können.
- Wirksamkeit bei Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS)
Price, C. J., & Hooven, C. (2018). Interoceptive Awareness Skills for Emotion Regulation: Theory and Approach of Mindful Awareness in Body-Oriented Therapy (MABT). *Frontiers in Psychology*, 9, 798.
Diese Studie untersucht die Wirksamkeit von körperorientierten Therapien, insbesondere bei der Behandlung von PTBS, und betont die Bedeutung der interozeptiven Bewusstheit.
- Vorteile der Atemtherapie
Brown, R. P., & Gerbarg, P. L. (2005). Sudarshan Kriya yogic breathing in the treatment of stress, anxiety, and depression: Part I—neurophysiologic model. *The Journal of Alternative and Complementary Medicine*, 11(1), 189-201.
Die Autoren beschreiben die positiven Effekte von Atemtechniken auf Stress, Angst und Depression und wie diese in der Körperpsychotherapie angewendet werden können.
- Körperarbeit und Emotionen
Totton, N. (2003). *Body Psychotherapy: An Introduction*. Open University Press.
Totton erklärt, wie körperorientierte Methoden helfen können, emotionale Blockaden zu lösen und die emotionale Ausdrucksfähigkeit zu verbessern.
- Integration von Bewegung in die Therapie
Payne, H. (Ed.). (2006). *Dance Movement Therapy: Theory, Research and Practice*. Routledge.
Dieses Buch bietet einen umfassenden Überblick über die Anwendung von Tanz- und Bewegungstherapie und deren positive Auswirkungen auf die psychische Gesundheit.
- Stimmtherapie und psychische Gesundheit
Austin, D. (2008). *The Theory and Practice of Vocal Psychotherapy: Songs of the Self*. Jessica Kingsley Publishers.
Austin beschreibt, wie die Arbeit mit der Stimme therapeutische Prozesse unterstützen kann, insbesondere bei der Bearbeitung von emotionalen und psychischen Problemen.
Diese Quellen bieten eine fundierte Grundlage für die Wirksamkeit und den Nutzen der Körperpsychotherapie in verschiedenen Kontexten. Sie unterstreichen, dass körperorientierte Ansätze nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis signifikante Verbesserungen bei psychischen Beschwerden bewirken können.