Beide Partner setzen sich auf 2 Stühlen in bequemer aufrechter Haltung voreinander. Die Handflächen ineinander gelegt in schwebender Position, den Rücken aufgerichtet, fangen beide Partner an, gleichzeitig ein- und auszuatmen. Wichtig ist dabei, sich ständig in die Augen zu schauen und die Atmung des anderen zu fühlen. Die Köpfe sind nur ganz leicht nach links und rechts gedreht, so dass die Partner sich nicht gegenseitig ins Gesicht atmen. Wichtig ist auch, die Hände nicht auf den Beinen abzulegen, um erfahren zu können, dass der gemeinsame Atem-Erfahrungsraum vom eigenen Oberkörper über die Arme zum Oberkörper des anderen reicht. Bei dieser Übung sind tiefgehende Ein- und Ausatemzüge notwendig, um den Erfahrungsraum mit Kraft und Energie zu versorgen. Für viele Paare wird diese intensive Begegnung schon nach wenigen Übungssequenzen zu einem Schlüsselerlebnis, wenn sie plötzlich empfinden können, wie sehr der Atemraum das Gefühl- und Lustempfinden beeinflusst.
Wer eine Stufe weiter gehen möchte, übt beim gemeinsamen Ausatmen die Stimme durch Stöhngeräusche einzusetzen. Auch wenn zunächst die Stöhngeräusche künstlich erscheinen mögen ist es dennoch wichtig, dieses mindestens für 10 Minuten weiter zu führen, weil die Partner dann zu echten Stöhngeräuschen und zu intensivem Lustempfinden durchbrechen werden. Sich in dieser Art und Weise ausschließlich auf den Atemraum und die Stöhngeräusche zu konzentrieren, öffnet vielen Menschen die Augen, wie wichtig der Atemraum für unser Gefühls- und Lustempfinden ist.
Dies ist nur ein Beispiel aus der Praxis, welches durch viele individuelle Übungsbeispiele ergänzt werden könnte. Diese erschließen sich jedoch in der alltäglichen Praxis mit Klientinnen, wo die Blockaden des Gefühls- und Lustempfindens individuell erforscht werden. Dazu gibt es dann jeweils spezielle Übungen.
Diese Atemübung kann zunächst auch alleine geübt werden, insbesondere mit der Steigerung, die Stöhngeräusche für sich zu produzieren, weil Menschen sich aufgrund von Schamgefühlen den Erfahrungsraum von seelischen Gefühlen in Verbindung mit Lustgefühlen verwehren. Wer diese Sequenz für sich alleine übt, kann dabei erfahren, wie wenig oder wie sehr uns unser Schamgefühl „zu laut sein zu können“ bestimmt. Um zu erfahren, wie diese Übungen alleine oder gemeinsam wirken, müssen sie praktiziert werden, denn durch Worte oder Beschreibungen allein können sie nicht verstanden werden.
Der Atemraum, besonders die Atempause ist vom Verstand völlig unabhängig. Der Atemraum ist weder in der Vergangenheit noch in der Zukunft, sondern immer und ausschließlich im Hier und Jetzt. Genau das macht diese Übungssequenzen für viele Menschen so wertvoll, weil sie dabei sich selbst und den Partner in der absoluten Präsenz erfahren. Denn losgelöst von der Vergangenheit oder Zukunft entstehen Lustgefühle im Hier und Jetzt in der Präsenz des Anderen.