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Für wen ist es schwieriger, wieder an die Beziehung zu glauben, für den Betrogenen oder den Betrügenden?

Sich nach einem Seitensprung betrogen zu fühlen, ist nur eine Möglichkeit. Einige Partner fühlen sich „im Stich gelassen“ oder „gedemütigt“, andere hingegen sogar „wachgerüttelt“. Wenn man sich betrogen fühlt, so hat man mit entsprechenden Gefühlen eines Betrogenen wie z.B. Wut zu tun.

Diejenigen, die sich fühlen, als hätten sie betrogen, erleben oft Schuld- oder Schamgefühle. Diese Gefühle beeinflussen die Wahrnehmung der Beziehung und des Beziehungspartners – das kann so weit gehen, dass der andere Partner gar nicht mehr gesehen werden kann, sondern komplett von den eigenen Reaktionen und Gefühlen überlagert wird. In der Psychologie spricht man von sog. „Projektionen“ oder auch „Übertragungen“. Die klassische Sichtweise, dass es bei einem Seitensprung ein Opfer und einen Täter gibt, lässt sich in der Praxis nicht bestätigen. Beide Partner sind emotional meist so sehr verstrickt, dass Ihre Begegnung sich auf festgefahrene Muster reduziert, in denen eine Verhaltensweise des Einen nahezu automatisch die Gefühlsreaktion des Anderen bedingt und umgekehrt.

Ob aus diesen Mustern und Gefühlen heraus wieder an die Beziehung geglaubt werden kann, hängt davon ab, ob der Partner erkennen kann, dass diese Gefühle nicht durch die „Schuld“ des anderen bedingt sind, sondern aus ihm selbst kommen und meist älter sind als die Beziehung. Durch den Seitensprung kommen kindliche Regungen und Gefühle zurück in Erinnerung und werden wieder erlebt. Die Gefühle entstehen aber nicht ursächlich durch einen Seitensprung – das ist ein großer Unterschied und diese Erkenntnis ist entscheidend dafür, ob man wieder an die Beziehung glauben kann bzw. will.

Manchmal sind die ausgelösten Gefühle allerdings so intensiv, dass beide Partner sich gar nicht mehr aus ihnen lösen können und so auch in gegenseitigen Schuldzuweisungen und Abhängigkeiten gefangen bleiben. Dann ist es manchmal tatsächlich auch besser, die Beziehung zu beenden.