Sexualität Mann
Die Sexualität von Männern ist ein Thema, das oft von Stereotypen und falschen Vorstellungen geprägt ist. Diese Mythen können das Selbstbild von Männern beeinflussen und zu einem verzerrten Verständnis von Sexualität führen. Bernie Zilbergeld, ein renommierter amerikanischer Sexualtherapeut, hat in seinem Buch “Männliche Sexualität” zehn dieser weit verbreiteten Mythen identifiziert. In diesem Artikel werden diese Mythen kritisch beleuchtet und Wege aufgezeigt, wie Männer eine gesündere und erfüllendere Sexualität entwickeln können.
Wir am Institut für Beziehungsdynamik
Das Berliner Institut für Beziehungsdynamik, gegründet 2006, bietet im Schwerpunkt Paartherapie, Sexualtherapie und Körperpsychotherapie an. Stichwort Sexualität Mann: Viele Männer leider unter den Auswirkungen ihrer sozialisierten Einstellungen und Vorstellungen. An verinnerlichten Maßstäben gemessen, die sie selbst nie hinterfragt haben, werten sich viele Männer ab oder gehen davon aus, nicht zu genügen. Dabei sollten wir, wie wir es in Therapie machen, Mythen hinterfragen und dann über Bord werfen, wenn sie uns nicht dienlich sind. Sie suchen Unterstützung im Rahmen einer Einzeltherapie/ Psychotherapie oder Paartherapie? Dann nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf.
Mythos 1: Ein Mann ist immer bereit für Sex
Der Glaube, dass ein Mann jederzeit und überall bereit für Sex sein muss, ist tief in unserer Kultur verankert. Diese Vorstellung setzt Männer unter enormen Druck und ignoriert die Tatsache, dass auch Männer Phasen der Lustlosigkeit erleben können. Stress, Müdigkeit, emotionale Belastungen und gesundheitliche Probleme können das sexuelle Verlangen eines Mannes beeinflussen.
Dieser Mythos wird oft durch Medien und Popkultur verstärkt, die Männer als immer sexuell bereit und leistungsfähig darstellen. Eine Studie aus dem Jahr 2015 untersucht, wie gesellschaftlicher Druck das sexuelle Verlangen bei Männern beeinflusst und zu Stress führt (Druck auf Männer hinsichtlich sexueller Leistungsfähigkeit). Um diesen Mythos zu überwinden, ist es wichtig, dass Männer lernen, ihre eigenen Bedürfnisse und Grenzen zu erkennen und offen mit ihren Partnern darüber zu sprechen. Es ist völlig normal und gesund, nicht immer Lust auf Sex zu haben, und es sollte kein Grund für Scham oder Unsicherheit sein.
Mythos 2: Guter Sex ist das Ergebnis von Technik und Leistung
Viele Männer neigen dazu, Sex als eine Art Wettkampf zu betrachten, bei dem es darum geht, zu „gewinnen“ oder bestimmte Standards zu erfüllen. Die Fixierung auf Leistung – sei es durch eine harte Erektion, Ausdauer oder die Fähigkeit, den Partner zum Orgasmus zu bringen – kann jedoch dazu führen, dass der eigentliche Sinn von Intimität verloren geht.
Guter Sex sollte weniger als technische Leistung, sondern mehr als emotionaler und körperlicher Austausch gesehen werden. Eine Studie aus dem Jahr 2019 betont, dass emotionale Intimität wichtiger für sexuelle Zufriedenheit ist als technische Fähigkeiten (Emotionale Intimität und sexuelle Zufriedenheit). Der Fokus auf Technik und Leistung kann die sexuelle Erfahrung mechanisch und stressig machen. Stattdessen sollten Männer lernen, sich auf die Kommunikation und das emotionale Miteinander zu konzentrieren. Es geht darum, die Verbindung und das gemeinsame Erleben zu genießen, anstatt sich selbst oder den Partner unter Druck zu setzen.
Mythos 3: Ein Mann muss immer die Initiative ergreifen
In vielen Kulturen wird Männern beigebracht, dass sie die treibende Kraft in der sexuellen Beziehung sein müssen. Diese Vorstellung geht oft mit der Annahme einher, dass Männer ständig „den ersten Schritt“ machen müssen. Diese Erwartung kann für viele Männer belastend sein und zu Frustration führen, besonders wenn sie sich in einer passiveren Rolle wohler fühlen oder unsicher sind.
Eine Studie zur sexuellen Initiierung zeigt, dass Frauen ebenso häufig wie Männer die Initiative ergreifen und dass dies zu einer höheren sexuellen Zufriedenheit führt (Sexuelle Initiierung durch Frauen). Ein ausgewogenes Machtverhältnis in sexuellen Beziehungen, in dem beide Partner die Freiheit haben, ihre Wünsche auszudrücken und zu handeln, kann zu einer erfüllteren Sexualität führen. Männer sollten ermutigt werden, offen über ihre Bedürfnisse und Erwartungen zu sprechen und ihrer Partnerin Raum zu geben, ebenfalls die Führung zu übernehmen.
Mythos 4: Ein Mann muss immer Lust auf Sex haben
Der Mythos, dass Männer ständig Lust auf Sex haben sollten, setzt viele Männer unter Druck. Die Realität sieht jedoch anders aus: Lust ist kein konstant vorhandenes Gefühl und kann durch zahlreiche Faktoren beeinflusst werden. Stress, emotionale Belastungen, gesundheitliche Probleme oder einfach das tägliche Leben können dazu führen, dass das sexuelle Verlangen schwankt.
Eine Studie aus dem Jahr 2017 zeigt, dass Männer, die unter großem Stress stehen, weniger Lust auf Sex haben, was den Mythos widerlegt, dass Männer immer sexuell bereit sind (Stress und männliches sexuelles Verlangen). Es ist wichtig, dass Männer verstehen, dass es völlig normal ist, nicht immer Lust auf Sex zu haben. Das Eingeständnis, dass man gerade keine Lust hat, sollte nicht als Schwäche oder Mangel an Männlichkeit interpretiert werden. Stattdessen kann es ein Zeichen von emotionaler Reife und Selbstbewusstsein sein, offen über die eigenen Gefühle und Bedürfnisse zu sprechen.
Mythos 5: Ein Mann muss immer ejakulieren
In der gesellschaftlichen Wahrnehmung wird die Ejakulation oft als der Höhepunkt und das Ziel des Geschlechtsverkehrs angesehen. Viele Männer fühlen sich daher unter Druck gesetzt, bei jedem sexuellen Erlebnis zu ejakulieren. Dieser Druck kann jedoch die Freude am sexuellen Erlebnis mindern und die Intimität zwischen den Partnern beeinträchtigen.
Forschung zeigt, dass sexuelle Zufriedenheit nicht ausschließlich mit der Ejakulation verbunden ist und dass andere Formen der sexuellen Interaktion ebenso erfüllend sein können (Sexuelle Zufriedenheit und Ejakulation). Es ist wichtig zu erkennen, dass es viele Wege gibt, sexuelle Befriedigung zu erleben, und dass die Ejakulation nicht immer der Höhepunkt sein muss. Sexuelle Begegnungen können auch ohne Ejakulation erfüllend und sinnlich sein, und es kann befreiend sein, sich von der Vorstellung zu lösen, dass jeder sexuelle Akt in einer Ejakulation enden muss.
Mythos 6: Ein Mann muss immer größer, härter und ausdauernder sein
Die Fixierung auf Penisgröße, Erektion und Ausdauer ist ein weiteres weit verbreitetes Problem. Viele Männer fühlen sich unzulänglich, wenn sie glauben, den gesellschaftlich auferlegten Standards nicht zu entsprechen. Diese Unsicherheit kann zu Leistungsdruck, Angst und einem verringerten Selbstwertgefühl führen.
Eine Studie aus dem Jahr 2015 zeigt, dass die meisten Frauen mehr Wert auf emotionale Nähe und Zärtlichkeit legen als auf die Größe des Penis oder die Dauer der Erektion (Wahrnehmungen der Penisgröße und sexuelle Zufriedenheit). Männer sollten lernen, dass es in einer sexuellen Beziehung nicht um Größe oder Dauer geht, sondern um die Qualität der Verbindung und die gegenseitige Befriedigung. Indem sie sich von diesen unrealistischen Erwartungen lösen, können Männer eine tiefere und erfüllendere sexuelle Erfahrung genießen.
Mythos 7: Ein Mann muss immer der Bessere sein
Der Glaube, dass ein Mann im Bett immer „besser“ sein muss als andere Männer, führt zu einem schädlichen Konkurrenzdenken. Diese Einstellung kann dazu führen, dass Männer sich ständig mit anderen vergleichen und ihre sexuellen Erlebnisse als Wettkampf sehen, anstatt sie als gemeinsames Erlebnis mit ihrem Partner zu genießen.
Eine Studie zur sexuellen Konkurrenz zeigt, dass dieser Druck die sexuelle Zufriedenheit beeinträchtigen kann (Sexuelle Konkurrenz und Zufriedenheit). Sex sollte nicht als Wettbewerb gesehen werden, sondern als eine intime und persönliche Erfahrung, die beide Partner genießen. Anstatt sich auf Vergleiche zu konzentrieren, sollten Männer lernen, im Moment präsent zu sein und die Verbindung zu ihrem Partner zu genießen. Jeder Mensch ist einzigartig, und es gibt keine „beste“ Art, Sex zu haben – was zählt, ist die Zufriedenheit und das Wohlbefinden beider Partner.
Mythos 8: Ein Mann muss immer die Kontrolle behalten
Der Mythos, dass Männer immer die Kontrolle behalten und ihre Gefühle unterdrücken müssen, ist tief in der männlichen Psyche verwurzelt. Viele Männer haben Angst, die Kontrolle zu verlieren und sich emotional oder körperlich fallen zu lassen. Diese Angst kann jedoch die sexuelle Erfahrung einschränken und die Fähigkeit, intime Momente vollständig zu genießen, beeinträchtigen.
Eine Studie betont die Bedeutung des Loslassens und der emotionalen Offenheit für eine erfüllende Sexualität (Emotionale Offenheit und sexuelle Erfüllung). Es kann sehr befreiend sein, sich von der Vorstellung zu lösen, dass man immer die Kontrolle haben muss. Indem Männer lernen, sich emotional und körperlich fallen zu lassen, können sie tiefere und intensivere sexuelle Erlebnisse haben. Es ist in Ordnung, die Kontrolle abzugeben und sich dem Moment hinzugeben – dies kann zu einer erfüllenderen und intimeren Verbindung mit dem Partner führen.
Mythos 9: Ein Mann muss immer cool und selbstsicher sein
Die Erwartung, dass Männer immer stark, cool und selbstsicher wirken müssen, ist eine weitere belastende Vorstellung. Diese Erwartung kann dazu führen, dass Männer ihre Unsicherheiten und Ängste verstecken, anstatt offen darüber zu sprechen. Dies kann jedoch zu einem Gefühl der Isolation und Unzufriedenheit in der Beziehung führen.
Forschung zeigt, dass das Eingestehen von Unsicherheiten und das Sprechen über Ängste tatsächlich zu einer stärkeren emotionalen Bindung und Zufriedenheit in Beziehungen führen kann (Emotionale Offenheit in Beziehungen). Es ist wichtig zu erkennen, dass auch Männer verletzlich sind und das Recht haben, ihre Unsicherheiten zu zeigen. Indem sie offen über ihre Gefühle sprechen, können Männer eine tiefere emotionale Verbindung zu ihrem Partner aufbauen und eine gesündere und ehrlichere Beziehung führen. Selbstsicherheit entsteht oft durch das Akzeptieren und Kommunizieren von Schwächen, nicht durch das Verstecken von ihnen.
Mythos 10: Ein Mann muss immer die Frau befriedigen
Viele Männer glauben, dass es ihre Aufgabe ist, die Frau zu befriedigen und ihre eigenen Bedürfnisse dabei zu vernachlässigen. Diese Einstellung kann zu einem unausgewogenen sexuellen Verhältnis führen, bei dem der Mann seine eigene Lust und Befriedigung in den Hintergrund stellt.
Eine Studie zeigt, dass eine ausgewogene Befriedigung beider Partner entscheidend für die langfristige sexuelle Zufriedenheit ist (Gegenseitige Befriedigung in Beziehungen). Eine gesunde sexuelle Beziehung sollte auf Gegenseitigkeit und gegenseitigem Respekt beruhen. Es ist wichtig, dass Männer ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse ebenso ernst nehmen wie die ihrer Partnerin. Kommunikation ist der Schlüssel zu einer ausgewogenen und erfüllenden Sexualität, bei der beide Partner auf ihre Kosten kommen.
Fazit: Eine neue Perspektive auf männliche Sexualität
Die Mythen über männliche Sexualität, die Bernie Zilbergeld in seinem Buch beschreibt, sind tief in unserer Gesellschaft verankert und können das Selbstbild von Männern erheblich beeinflussen. Es ist an der Zeit, diese Mythen zu hinterfragen und neue, gesündere Vorstellungen von Männlichkeit und Sexualität zu entwickeln.
Männer sollten ermutigt werden, offen über ihre Gefühle, Bedürfnisse und Unsicherheiten zu sprechen. Eine erfüllte Sexualität basiert auf Kommunikation, Vertrauen und der Fähigkeit, sich emotional und körperlich auf den Partner einzulassen. Indem wir uns von schädlichen Mythen lösen und eine authentischere Sicht auf Sexualität entwickeln, können Männer ein gesünderes und glücklicheres Leben führen.