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Sexsucht. Gibt es diese Krankheit wirklich, ist sie wissenschaftlich anerkannt? Und wo liegt der Unterschied zur Hypersexualität?

Sexsucht Hypersexualität

Was ist Sexsucht?

Sexsucht, auch als Hypersexualität oder zwanghafte Sexualverhaltensstörung bezeichnet, ist ein Zustand, bei dem Betroffene die Kontrolle über ihr sexuelles Verhalten verlieren und negative Konsequenzen erfahren. Sexsucht lässt sich wie ein Getriebensein beschreiben, wie ein rastloses inneres Verlangen nach einem anderen Gefühlszustand. Wesentliche Merkmale sind:

  1. Kontrollverlust: Von Sexsucht Betroffene können ihr sexuelles Verhalten trotz negativer Folgen nicht mehr steuern
  2. Zeitlicher Aspekt: Das unkontrollierte Verhalten besteht über mindestens sechs Monate
  3. Negative Auswirkungen: Die Sexsucht führt zu Belastungen im Alltag und kann Beziehungen, Arbeit und Gesundheit beeinträchtigen
  4. Zwanghaftigkeit: Sexuelle Aktivitäten werden zum Zwang, nicht primär zur Lustbefriedigung ausgeübt
  5. Steigerungstendenz: Mit der Zeit wird das Verhalten oft intensiviert, um die gleiche Wirkung zu erzielen

Sexualtherapie bei Sexsucht in Berlin

Wir am Institut für Beziehungsdynamik arbeiten seit 2006 spezialsiert mit sexuellen Themen und Problem, insbesondere unterstützen wir Menschen bei Sexsucht/ Hypersexualität. Auf unserer Seite finden Sie viele Beiträge zum Themen Sexsucht/ Hypersexualität. Für Therapieanfragen nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf.

Wie äußert sich Sexsucht?

Sexsucht oder Hypersexualität kann sich in verschiedenen Formen äußern, wie:

  • Exzessives Masturbieren
  • Häufig wechselnde Sexualpartner
  • Übermäßiger Konsum von Pornografie
  • Zwanghaftes Ausleben sexueller Fantasien
  • Vermehrte Nutzung sexueller Dienstleistungen

 

Es ist wichtig zu betonen, dass eine hohe sexuelle Aktivität allein nicht automatisch eine Sexsucht bedeutet. Entscheidend ist der Kontrollverlust und das Leiden der Betroffenen.

Sexsucht überwinden

Gibt es Sexsucht wirklich?

Bei psychischen und sexuellen Störungen gilt: Alles, was sich in den Krankheitskatalogen wiederfindet, existriert als Krankheit/ Störung und ist damit  auch behandlungsrelevant. Daher will ich gleich für Hypersexualität die Kataloge ICD 10, ICD 11 und DSM 5 zitieren.

Da der Begriff „Sucht“ sehr inflationär gebraucht wird, verwendet ihn die WHO seit 1964 nicht mehr. Hypersexualität und Sexsucht beschreiben allerdings dasselbe Phänomen. Bei der Diagnose gibt es wenig wissenschaftliche Einigkeit.

Sexsucht ist ein Symptom und weist auf tiefer liegende Konflikte in der Person hin. Eine Therapie muss diese Konflikte berücksichtigen und erforschen, um die Person zu befähigen, sich tiefer gehend in der Sexualität einzulassen und so Entspannung und Befriedigung zu erfahren. Mit Veränderung der Beziehung zu sich selbst und zu Anderen verschwindet so meist auch das unbefriedigende und süchtige Streben nach Sex.

Sexsucht und Hypersexualität benennen dasselbe Phänomen

Oft werden in bestimmten Situationen unangenehme Gefühle wie Schuld oder Scham geweckt, die die betroffene Person unbewusst belasten und somit nicht bewältigt werden können. In der Sucht wird dann versucht, diese Regungen zu lindern. Wie sich das konkret äußert, ist individuell unterschiedlich.

Es gibt keine einheitlichen Kriterien für die Diagnose einer Sexsucht. Wie bei allen Süchten gilt: Unter Sucht versteht man ein bestimmtes Verhaltensmuster, das mit einem unwiderstehlichen, wachsenden Verlangen nach einem bestimmten Gefühls- und Erlebniszustand beschrieben wird. „Potent“ kann als „können“ übersetzt werden und „süchtig“ im Gegensatz dazu als „nicht ohne können“.

Sexsucht ist in der Regel nicht erblich. Die Grundlagen für eine Disposition zur Sexsucht können jedoch in der Kindheit gelegt werden.

Bei der Sexsucht gehen oft die Unfähigkeit, Sexualität als befriedigend zu erleben mit der gleichzeitigen Nutzung von Sex als Schmerz- und Betäubungsmittel einher.

Sexsucht ist eine Form der stoffungebundenen Süchte. Sie dient ähnlich wie Drogen oder Alkohol dazu, ganz bestimmte Gefühle zu betäuben, die der Betroffene ohne regelmäßiges Erleben eines Rauschzustandes nur schwer aushalten kann. Gleichzeitig werden durch den süchtigen Konsum Gefühle wie Scham, Schuld und innere Leere zumeist noch verstärkt, die dann wieder durch gesteigerten Konsum überdeckt werden. Das Risiko, auch andere „Betäubungsmittel“ zu gebrauchen ist somit erhöht.

Sexsucht im ICD 10

Im Katalog der Weltgesundheitsorganisation ICD10 fand sich ein Störungsbild, das als „Gesteigertes sexuelles Verlangen” bzw. als Satyriasis (Mann) oder Nymphomanie (Frau) bezeichnet wird.

 

Sexsucht – was tun?

Es gibt in Deutschland im Gegensatz zu Amerika noch keine spezifischen Therapieprogramme und Kliniken für Sexsüchtige. Es existieren allerdings Selbsthilfegruppen und Internetforen , die die Betroffenen als sehr hilfreich empfinden. Die „Anonymen Sexaholiker“ (AS) und die „Sex and Love Addicted Anonymous“ (SLAA) sind bekannte Selbsthilfegruppen.

Sexsucht Therapie

Sexsucht im ICD 11

Die ICD-11 (International Classification of Diseases, 11. Revision) hat eine neue Diagnose für zwanghaftes Sexualverhalten eingeführt.. Hier sind die wichtigsten Punkte:

  • Die offizielle Bezeichnung lautet “Zwanghaftes Sexualverhalten” (Compulsive Sexual Behavior Disorder) und hat den ICD-11-Code 6C72
  • Diese Diagnose umfasst Verhaltensweisen wie übermäßiger Pornokonsum oder Telefonsex, wenn sie bestimmte Kriterien erfüllen
  • Die Diagnose ist angebracht, wenn Betroffene intensive, wiederkehrende Sexualimpulse über längere Zeiträume nicht kontrollieren können und dies ihr Familien- oder Arbeitsleben oder das Sozialverhalten beeinträchtigt
  • Laut Prof. Dr. Rudolf Stark von der Uni Gießen liegt eine Pornografie-Sucht oder Pornografie-Nutzungsstörung vor, wenn:
    • Betroffene den Konsum nicht reduzieren oder einstellen können, obwohl sie es möchten
    • Die Nutzung immer mehr Zeit in Anspruch nimmt und andere Interessen verdrängt
    • Negative Konsequenzen wie Konzentrationsstörungen, Partnerschaftskonflikte oder Müdigkeit am Arbeitsplatz auftreten
    • Diese Einschränkungen seit mindestens 6 Monaten bestehen

Die Aufnahme dieser Diagnose in die ICD-11 ermöglicht präzisere Statistiken und eine bessere Dokumentation von Gesundheitstrends.

Es ist wichtig zu beachten, dass ein hohes Maß an sexuellem Interesse und sexuellem Verhalten ohne Leidensdruck oder Beeinträchtigung der Selbstkontrolle nicht als Störung diagnostiziert wird

Die Einführung dieser Diagnose in die ICD-11 ist ein bedeutender Schritt für die Anerkennung und Behandlung von zwanghaftem Sexualverhalten als eigenständige Störung.

Sexsucht/ Hypersexualität im DSM 5

Die Sexsucht oder Hypersexualität ist im DSM-5 (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, 5. Auflage) nicht als eigenständige Diagnose aufgeführt. Hier sind die wichtigsten Punkte dazu:

  • Streichung aus dem DSM-5: Die “Hypersexuelle Störung” wurde nicht in das DSM-5 aufgenommen, nicht einmal in den Anhang
  • Frühere Versionen: In den vorherigen Versionen DSM-IV und DSM-IV-TR war die Hypersexualität noch angeführt
  • Gründe für die Nicht-Aufnahme: Es gab Diskussionen darüber, ob Sexsucht als Verhaltenssucht oder als andere Art von Störung klassifiziert werden sollte
  • Alternative Klassifikationen: Obwohl nicht als eigenständige Diagnose im DSM-5 enthalten, können ähnliche Symptome unter anderen Kategorien wie Impulskontrollstörungen oder spezifischen sexuellen Funktionsstörungen erfasst werden
  • ICD-11 Klassifikation: Im Gegensatz zum DSM-5 hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in der ICD-11 die “zwanghafte Sexualverhaltensstörung” als eigenständige Diagnose aufgenommen
  • Klinische Relevanz: Trotz der Nicht-Aufnahme in das DSM-5 suchen zunehmend Betroffene oder ihre Partner aufgrund von Symptomen, die mit Sexsucht in Verbindung gebracht werden, professionelle Hilfe
 
Es ist wichtig zu beachten, dass die Nicht-Aufnahme in das DSM-5 nicht bedeutet, dass das Problem nicht existiert. Vielmehr spiegelt es die anhaltende Debatte in der Fachwelt über die genaue Natur und Klassifikation dieses Phänomens wider.