Gekonnt zeigt sie in subtilen Nuancen, die Ambivalenzen, die Widersprüchlichkeiten, den Ärger, die Wut und die Sehnsucht, in der die Leserin sich nur allzu häufig wieder finden wird. Zum Inhalt: Eines Morgens wacht Udi auf und kann seine Beine nicht mehr bewegen. Sein Zustand verschlimmert sich rasant, bald kann er nur noch seine Finger bewegen. Im Krankenhaus stellt man jedoch fest, dass er physisch unter keinen Beeinträchtigungen leidet – die Ursache muss psychosomatisch sein. Er fährt mit seiner Frau für ein paar Tage weg, um sich zu erholen, und um die Probleme in ihrer Beziehung aus dem Weg zu räumen. Doch hier kann er plötzlich nichts mehr sehen, er kränkt seine Frau mit wüsten Beschuldigungen.In ihrer Vergangenheit gibt es einige dunkle Punkte; sie sind schon seit ewigen Zeiten ein Paar, schon seit sie 12 Jahre alt waren. Und einmal, ein einziges Mal, hatte Na´ama sich verliebt. Die Tochter war gerade zwei Jahre alt, und als Udi durch Zufall von den Sehnsüchten seiner Frau erfahren hatte, war das Schreckliche geschehen – er hatte die kleine Noga vom Balkon fallen lassen, ein Unfall, den sie nur durch ein Wunder überlebt hatte.
Und heute noch wirft er ihr diese Abwege vor, fesselt sie mit seinen Vorwürfen und dem schlechten Gewissen, das er ihr verursacht, an sich. Seine Krankheit scheint ein neuer Weg zu sein, seine Aggressionen ausleben zu können.
Als sie keinen anderen Ausweg mehr sieht, konsultiert Na´ama eine Frau, die sich auf tibetanische Heilung spezialisiert hat. Diese stellt jedoch nicht nur Udis Leben in Frage, sie bricht auch in Na´ama einiges auf, indem sie ihr klarmacht, dass sie lernen muss, loszulassen.
Es sind nur wenige Besuche, die diese Frau bei ihnen macht. Na´ama spürt eine unglaubliche Faszination von ihr ausgehen, sieht in ihr und den von ihr gepredigten Lebensweisheiten den rettenden Ausweg. Bis Udi ihr eines Abends eröffnet, dass er sie verlassen würde. Und Na´ama bemerken muss, dass er zur Ärztin zieht….
Aus der Amazon.de-Redaktion
Rosenkrieg in Israel: Zeruya Shalev führt in Mann und Frau atemlos das Sterben einer Ehe vor. Vielleicht ist es ja nur ein einziger Moment, an dem das Leben sich entscheidet, von nun an auf der Stelle zu treten und stillzustehen. An dem es beginnt, sich gegen alle Veränderungen abzuschließen und allmählich bis zum Ende zu verhärten. In solch einem Moment findet Na’ama ihren Mann Udi morgens regungslos im Bett. Erst sind es die Beine, die er nicht mehr spürt, später den Oberkörper bis er schließlich nichts mehr bewegen kann. Noga, die eifersüchtige, um Liebe buhlende Tochter steht daneben und macht ein Gesicht, als hätte sie das schon immer gewusst. Gern würde sie mit ihrem Vater allein sein und seine Liebe für sich haben. Was also tut man in so einem Moment als kluge Ehefrau? Man nimmt sich zurück, sorgt zuerst für das Wohl aller anderen und denkt ganz zuletzt an seine eigenen Wünsche. Oder aber man steht auf und schreit und sagt endlich einmal, dass man so nicht mehr leben kann, und dass die anderen doch auch einmal an einen denken sollen und dass man, auch wenn man Ehefrau und Mutter ist, doch auch ein Recht auf sein Leben hat. Als Leser denkt man sich, dass hier alle Messen gesungen sind und dass auch diese Ehe den Weg alles Irdischen und damit ihrem guten Ende entgegen gehen wird. Alles ist, wo allein die Verletzungen übrig geblieben sind, nur noch eine Frage der Zeit und eigentlich gut bekannt.
Autor: Zeruya Shalev
Zielgruppe: Paare
Unsere Grenre: Romane/ Belletristik
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Unsere Einschätzung:
In diesem psychologischen Meisterwerk beschreibt die Autorin eine von Abhängigkeit und Schuldgefühlen geprägte Beziehung. Fast atemlos begibt man sich auf eine Reise in die unbewussten Irrungen und Wirrungen einer Liebesgeschichte die leidenschaftlich und zugleich zutiefst ernüchternd scheint. Mit unglaublichem Feingefühl tastet sich die Autorin durch all die dunklen Gedankengänge des Paares und beschreibt brillant den Kampf der beiden um Autonomie und Unabhängigkeit.