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Bindungsstile und ihre Auswirkungen auf das Sexualverhalten

Bindungsstile: Wie sie unser Sexualverhalten beeinflussen

Unsere frühkindlichen Bindungserfahrungen prägen uns tief – nicht nur in Bezug auf zwischenmenschliche Beziehungen, sondern auch in unserem Sexualverhalten. Die Art und Weise, wie wir als Kinder Nähe und Sicherheit erlebt haben, beeinflusst maßgeblich, wie wir als Erwachsene Liebe, Intimität und Sexualität gestalten.

Bindungsstile

Wir am Institut für Beziehungsdynamik

Das Berliner Institut für Beziehungsdynamik, gegründet 2006, bietet im Schwerpunkt Paartherapie, Sexualtherapie und Körperpsychotherapie an.

In diesem Beitrag untersuchen wir die historischen und modernen Konzepte von Perversion und Paraphilie, ihre psychodynamischen Hintergründe sowie diagnostische Kriterien. Dabei wird auch die Abgrenzung zwischen unproblematischen Paraphilien und klinisch relevanten paraphilen Störungen thematisiert. Wichtig hier ist: Dieser Artikel kennzeichnet keine moralische Haltung oder Bewertung, sondern soll eine Übersicht über gängige Sichtweisen liefern.

Sie suchen Unterstützung im Rahmen einer Einzeltherapie/ Psychotherapie oder Paartherapie? Dann nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf.

Was ist die Bindungstheorie?

Die Bindungstheorie, entwickelt von John Bowlby (1969) und erweitert durch Mary Ainsworth (1978), beschreibt, wie die emotionale Verbindung zwischen Kind und Bezugsperson die spätere Beziehungsfähigkeit beeinflusst. Je nachdem, wie zuverlässig, liebevoll und einfühlsam unsere ersten Bezugspersonen auf unsere Bedürfnisse reagiert haben, entwickeln wir unterschiedliche Bindungsmuster. Diese sind nicht nur für unsere allgemeinen zwischenmenschlichen Beziehungen entscheidend, sondern wirken sich auch auf unsere Sexualität aus (Mikulincer & Shaver, 2016).

Die Evolution der Bindungstheorie und ihre Bedeutung für die moderne Beziehungspsychologie

In den letzten Jahrzehnten hat sich die Forschung zur Bindungstheorie stark weiterentwickelt. Während Bowlby und Ainsworth den Grundstein legten, haben moderne Studien das Konzept der Bindung auf erwachsene Beziehungen und sexuelle Intimität ausgeweitet. Forscher wie Hazan und Shaver (1987) konnten zeigen, dass die in der Kindheit erlernten Bindungsmuster nicht nur in romantischen Partnerschaften bestehen bleiben, sondern auch unser Sexualverhalten beeinflussen. Dabei zeigte sich, dass sicher gebundene Menschen eher langfristige, vertrauensvolle und sexuell erfüllte Beziehungen führen, während unsicher gebundene Individuen oft mit Problemen in diesen Bereichen kämpfen.

Bindungsstile beeinflussen Beziehung & Sexualität

Bindungsstile Sexualiät

Darüber hinaus konnte die Forschung nachweisen, dass sich Bindungsstile auch durch Lebenserfahrungen verändern können. Traumatische Erlebnisse, langanhaltende Konflikte oder unsichere Beziehungen können dazu führen, dass eine ursprünglich sichere Bindung unsicher wird. Umgekehrt kann eine unterstützende, vertrauensvolle Beziehung einem unsicher gebundenen Menschen helfen, sicherer in sich und seiner Partnerschaft zu werden.

 

Welche Bindungstypen gibt es?

Sicher gebundene Menschen

Sicher gebundene Erwachsene haben ein positives Selbstbild und Vertrauen in andere. Sie erleben Sexualität als Ausdruck von Intimität und Zuneigung. Ihr Sexualverhalten ist häufig geprägt von emotionaler Nähe, Kommunikation und gegenseitigem Respekt (Birnbaum, 2016). Sie empfinden eine tiefe emotionale Verbindung zu ihrem Partner und sehen Sex als eine Möglichkeit, diese Verbindung zu vertiefen.

Einfluss auf die Sexualität:

  • Hohe sexuelle Zufriedenheit
  • Offene Kommunikation über Wünsche und Bedürfnisse
  • Fähigkeit, emotionale Nähe durch Sexualität zu vertiefen

Ängstlich-ambivalente Bindung

Personen mit ängstlicher Bindung sehnen sich stark nach Nähe und Bestätigung. Sie haben Angst, verlassen zu werden, und neigen dazu, in Beziehungen besonders viel zu investieren.

Herausforderungen in der Sexualität:

  • Häufiges Suchen nach Bestätigung durch Sex
  • Angst vor Zurückweisung führt zu übermäßigem Kompromissverhalten
  • Schwierigkeiten, eigene sexuelle Bedürfnisse klar zu äußern

Vermeidend gebundene Menschen

Vermeidend gebundene Personen haben Schwierigkeiten mit Nähe und Intimität. Sie bevorzugen oft oberflächliche Beziehungen oder Gelegenheitssex, um emotionale Nähe zu vermeiden.

Typisches Verhalten in der Sexualität:

  • Trennung zwischen Sex und emotionaler Verbindung
  • Geringes Bedürfnis nach verbaler oder physischer Intimität
  • Häufige Neigung zu unverbindlichen oder kurzfristigen Beziehungen

Desorganisierte Bindung

Menschen mit einem desorganisierten Bindungsmuster haben oft widersprüchliche Gefühle gegenüber Nähe und Intimität. Sie schwanken zwischen dem Wunsch nach Nähe und der Angst davor.

Sexuelle Dynamiken:

  • Wechselhafte Sexualität mit Phasen von starkem Verlangen und Vermeidung
  • Häufig emotionale Konflikte rund um Sexualität
  • Schwierigkeiten, eine stabile und erfüllende sexuelle Beziehung aufzubauen

Wie kann man ungesunde Bindungsmuster überwinden?

Die gute Nachricht ist, dass sich Bindungsmuster verändern lassen. Durch Selbstreflexion, Therapie oder bewusstes Arbeiten an sich selbst können Menschen mit unsicherer oder vermeidender Bindung lernen, gesündere Beziehungen zu führen.

Bindungsstile Psychotherapie

Hier einige Möglichkeiten:

  1. Selbstreflexion: Sich bewusst mit den eigenen Bindungserfahrungen auseinandersetzen.
  2. Therapie: Bindungstherapie oder Beziehungstherapie kann helfen, negative Muster zu durchbrechen.
  3. Kommunikation: Offenes Sprechen über Bedürfnisse und Ängste in einer Beziehung stärkt Vertrauen.
  4. Langsame Beziehungsentwicklung: Wer unter Bindungsängsten leidet, sollte sich bewusst Zeit lassen, um Vertrauen aufzubauen.
  5. Grenzen setzen und respektieren: Lernen, eigene Bedürfnisse zu erkennen und klar zu kommunizieren.

 

Die Rolle der Sexualtherapie bei unsicheren Bindungsmustern

Viele Sexualtherapien nutzen die Erkenntnisse der Bindungstheorie, um Paare und Einzelpersonen bei der Bewältigung von sexuellen Problemen zu unterstützen. Dabei kommen Methoden wie die Emotionsfokussierte Therapie (EFT) nach Sue Johnson zum Einsatz, die Paaren helfen soll, emotionale Sicherheit aufzubauen. Ziel dieser Therapie ist es, emotionale Blockaden abzubauen, Missverständnisse zu klären und eine tiefere Verbindung in der Partnerschaft zu fördern.

Eine weitere bewährte Methode ist die achtsamkeitsbasierte Sexualtherapie, die darauf abzielt, den Fokus auf das eigene Körpergefühl zu lenken und die sexuelle Selbstwahrnehmung zu verbessern. Studien haben gezeigt, dass sich durch regelmäßige Achtsamkeitsübungen die emotionale Verbindung in der Partnerschaft stärken lässt (Khaddouma et al., 2015).

Wissenschaftliche Quellen