Hindernis Bindungsangst
Liebe und Partnerschaften sind zentrale Themen menschlicher Existenz. Trotz ihrer oft positiven Konnotation sind sie häufig mit tief verwurzelten Ängsten verbunden. Bindungsangst bzw. Bindungsängste können sich als erhebliche Hindernisse in zwischenmenschlichen Beziehungen manifestieren. Dieser Artikel untersucht die Ursachen der Bindungsangst oder der Angst vor der Liebe, die zugrunde liegenden psychologischen Mechanismen und mögliche therapeutische Ansätze zur Überwindung dieser Ängste.
Beziehungstherapie bei Bindungsangst am Institut für Beziehungsdynamik
Bindungsangst geht zumeist damit einher, dass Betroffene sich einsam und unvermittelbar fühlen. Viele sind langjährig Single und überaus belastet durch diesen Status. Bei uns am Institut für Beziehungsdynamik in Berlin fragen viele Menschen mit Bindungsangst Unterstützung im Rahmen einer Beziehungstherapie an. Wenn Sie unter Bindungsangst leiden, lassen Sie sich gerne im Rahmen eines kostenlosen Beratungsgesprächs von uns unterstützen.
Was ist Bindungsangst?
Bindungsangst bezeichnet die Angst, sich auf tiefe emotionale Beziehungen einzulassen. Bindungsangst ist die Furcht vor exklusiven, intimen und tiefen Beziehungen, insbesondere Liebesbeziehungen. Betroffene versuchen sich oft vor möglichen Verletzungen zu schützen, indem sie Nähe vermeiden.
Ursachen von Bindungsangst
Die Angst vor der Liebe kann auf verschiedene Ursachen zurückgeführt werden. Eine wesentliche Ursache von Bindungsangst ist die Erfahrung in der Kindheit, dass Liebe mit Bedingungen verknüpft ist. Viele Menschen lernen bereits in der Kindheit, dass Liebe und Zuneigung mit Erwartungen und Bedingungen einhergehen. Dies führt dazu, dass sie in späteren Beziehungen die gleiche Konditionalität erwarten und fürchten. Die Vorstellung, sich emotional zu öffnen und verletzlich zu machen, weckt alte Ängste und Unsicherheiten.
Bindungsangst und Kindheit
Wenn Eltern kein stabiler “sicherer Hafen” waren, kann dies zu Bindungsängsten im Erwachsenenalter führen. Zumeist ist es so, dass die in aktuellen Beziehungen befürchteten Verletzungen in der Kindheit real geschehen sind.
Symptome und typische Anzeichen für Bindungsangst
- Heiß-Kalt-Verhalten in Beziehungen
- Fluchtreflexe oder “Ghosting”
- Häufig wechselnde Partner
- Vermeidendes Verhalten
- Gefühl der Einengung in Beziehungen
In unserer modernen Gesellschaft haben viele Menschen Schwierigkeiten, eine längerfristige Beziehung einzugehen. Besonders Menschen im Alter von 30 oder 40 Jahren haben oft noch nie eine längere Beziehung geführt. Dies liegt häufig daran, dass die Angst, sich selbst und damit die Autonomie in der Beziehung zu verlieren oder von dem Partner negativ beeinflusst zu werden, sehr groß ist. Aus diesem Grund bleiben viele lieber allein, obwohl eine echte Beziehung heilend wirken könnte.
Auswirkungen von Bindungsangst auf Beziehungen
Bindungsängstliche Menschen regulieren aktiv die Distanz in Beziehungen. Sie können ihre Partner*innen verunsichern und emotional belasten, indem sie Nähe zulassen und dann wieder zurückweichen.
Es ist wichtig zu betonen, dass Bindungsangst überwindbar ist. Mit der richtigen Unterstützung und Therapie können Betroffene lernen, gesunde und erfüllende Beziehungen zu führen. Nehmen Sie gerne mit uns Kontakt auf, wenn Sie sich für eine Beziehungstherapie interessieren.
Psychologische Mechanismen der Bindungsangst
Ein zentraler Mechanismus (auch in der Psychoanalyse Abwehrmechanismus genannt), der mit der Angst vor der Liebe einhergeht, ist die Projektion. Hierbei werden eigene unverarbeitete Gefühle und Ängste und auch eigene Schattenaspekte auf den Partner, die Partnerin und auch potenzielle Partner*innen projiziert. In diesen Projektionen zeigt sich die Bindungsangst, zugleich verstärken diese sie, da der Partner als Bedrohung wahrgenommen wird. Hier wollen wir auch auf die Erkenntnisse der Neurobiologie verweisen: Studien zeigen, dass 97 Prozent unserer neuronalen Verbindungen keine Verbindungen zu Sinneskanälen aufweisen, d.h., dass die meisten Informationen, die wir erhalten und verwerten, nicht von außen kommen, sondern innerlich reproduziert werden. Diese „inneren“ Wiederholungen verstärken alte Muster und erschweren es, neue Erfahrungen zu machen und zu integrieren.
Beziehung & Liebe
Viele Menschen verwechseln Liebe mit einem Gefühl der Sicherheit, der Bestätigung und Geborgenheit. Wenn diese Gefühle plötzlich nicht mehr vorhanden sind, wird angenommen, dass auch die Liebe verschwunden ist.
Abhängigkeit und Kontrollmechanismen
Ein weiteres bedeutendes Thema im Zusammenhang mit Bindungsangst ist die Angst vor Abhängigkeit in Beziehungen. Diese Abhängigkeit kann sich wie eine Sucht manifestieren, bei der die Bestätigung und Aufmerksamkeit des Partners wie eine Droge wirken. Fällt diese Bestätigung weg, reagieren Betroffene ähnlich wie bei einem Drogenentzug. Um diesen Schmerz zu vermeiden, entwickeln viele Menschen Kontrollmechanismen, die ihre Beziehung belasten und die Angst vor Verlust und Ablehnung verstärken. Manche meiden Beziehungen auch ganz, um dieser inneren Abhängigkeit nicht mehr begegnen zu müssen.
Ein Beispiel für solche Kontrollmechanismen ist eine Frau (ehemalige Klientin), die jede Stunde eine SMS von ihrem Mann verlangt, um sicherzustellen, dass er sie nicht betrügt. Wenn diese Bestätigung ausblieb, kamen starke Ängste und Wut hoch, die sie nicht kontrollieren konnte. Diese Bindungsängste stammen nicht aus der aktuellen Situation, sondern sind alte, unverarbeitete Gefühle, die durch die Beziehung wieder aktiviert werden.
Therapeutische Ansätze, um Bindungsangst zu überwinden
Therapeutische Interventionen sind oft notwendig, um die tief verwurzelten Ängste und Muster aufzuarbeiten. Ein zentraler Bestandteil einer Beziehungstherapie bei uns am Institut für Beziehungsdynamik ist die Auseinandersetzung mit den bisher verdrängten Aspekten und Schattenseiten. Dies beinhaltet oftmals auch, dass es gilt, sich mit „unangenehmen Gefühlen“ auseinanderzusetzen. Dies umfasst auch oft das Zulassen und Ausdrücken von Wut, Ekel, Unsicherheiten und anderen Emotionen, die in einer Beziehung auftreten können. Durch die Konfrontation mit diesen Gefühlen und die Reflexion über ihre Ursprünge können Paare und Einzelklient*innen lernen, ihre Bindungsangst zu überwinden und eine tiefere emotionale Verbindung aufzubauen.
Beziehungstherapie am Institut
Am Institut für Beziehungsdynamik bieten wir Beziehungstherapie und Psychotherapie bei Bindungsangst an. Unser Ansatz hilft Ihnen, die Wurzeln Ihrer Ängste zu erkennen und effektive Strategien zu entwickeln, um diese zu überwinden. Kontaktieren Sie uns, um mehr zu erfahren.
Der Prozess der Therapie
Eine Beziehungstherapie verfolgt das Ziel, die neurotischen Wahrnehmungen und Muster, die das Verhalten der Partner*innen oder Singles prägen, zu identifizieren, anzuerkennen und zu transformieren. Hierbei ist es entscheidend, dass die Paare und Einzelklient*innen lernen, Verantwortung für die eigenen Gefühle zu übernehmen und den Partner oder die Partnerin nicht für die eigenen emotionalen Zustände verantwortlich zu machen. Dies erfordert eine hohe Bereitschaft, schmerzhafte Gefühle auszuhalten und die eigenen Projektionen zu erkennen.
Therapie ist oft ein langer und schwieriger Prozess, der viel Geduld und Ausdauer erfordert. Paare müssen lernen, ihre eigenen Muster zu erkennen und zu hinterfragen. Ein*e Therapeut*in kann dabei helfen, diese Muster zu identifizieren und neue Wege zu finden, mit den eigenen Gefühlen umzugehen.
Ergebnisse und langfristige Effekte
Die Arbeit an und in der Beziehung bei Bindungsangst kann weitreichende positive Effekte haben, die über die Partnerschaft hinausgehen. Die Lösung von Beziehungsproblemen setzt oft Energie frei, die in anderen Lebensbereichen genutzt werden kann. Viele Menschen erleben durch die Verbesserung ihrer Beziehung eine gesteigerte Lebensqualität und entdecken neue Seiten an sich selbst, die viele Jahre verschüttet waren.
Eine erfolgreiche Paartherapie bei Bindungsangst kann dazu führen, dass Menschen ihre Ängste überwinden und eine tiefere Verbundenheit zu ihrem Partner entwickeln. Diese neue Verbundenheit kann auch auf andere Lebensbereiche übertragen werden und zu einer insgesamt höheren Lebensqualität führen. Sich beziehen zu können geht oft auch mit dem Gefühl einher, im Leben grundlegend nicht allein zu sein.
Auch am Institut für Beziehungsdynamik haben wir viele Paare und Einzelpersonen erfolgreich dabei unterstützt, ihre Beziehungsängste zu überwinden und neue Lebensqualität zu gewinnen. Kontaktieren Sie uns, um Unterstützung anzufragen.
Die Bedeutung von Kommunikation
Eine offene und ehrliche Kommunikation ist entscheidend für den Erfolg einer Beziehung. Viele Paare haben Schwierigkeiten, offen über ihre Gefühle und Ängste zu sprechen, aus Angst, den Partner zu verletzen oder abgelehnt zu werden. Eine Therapie kann dabei helfen, Kommunikationsmuster zu verbessern und den Paaren Werkzeuge an die Hand zu geben, um besser miteinander zu kommunizieren. Für uns am Institut bedeutet „besseres Kommunizieren“, dass die Partner*innen auch bisher tabuisierte Aspekte der Beziehung in die Kommunikation einfließen lassen.
Durch offene und ehrliche Gespräche können Paare ihre Ängste und Unsicherheiten teilen und gemeinsam Lösungen finden. Dies kann zu einer tieferen emotionalen Verbindung und einer stärkeren Beziehung führen.
Die Herausforderung der Selbstreflexion
Selbstreflexion ist ein weiterer wichtiger Aspekt in der Arbeit an der Beziehung. Paare müssen lernen, ihre eigenen Muster und Verhaltensweisen zu erkennen und zu hinterfragen. Dies erfordert Mut und die Bereitschaft, sich selbst kritisch zu betrachten und auch, die eigenen Widersprüche offenzulegen.
Eine erfolgreiche Therapie kann Paaren und Einzelklient*innen helfen, diese Selbstreflexion zu entwickeln und ihre Beziehung auf eine neue Ebene zu heben. Durch die Arbeit an sich selbst und der Beziehung können Paare ihre Bindungsängste überwinden und eine tiefere und erfüllendere Beziehung aufbauen.
Die langfristigen Vorteile einer Paar- oder Beziehungstherapie
Die Arbeit an der Beziehung kann viele langfristige Vorteile haben. Paare, die ihre Ängste und Muster überwinden, können eine tiefere und erfüllendere Beziehung führen. Menschen, die ihre Bindungsangst annehmen und überwinden, können auch anderen Menschen gegenüber großzügigen und verständnisvoller auftreten.
Eine erfolgreiche Therapie führt auch dazu, dass Menschen neue Seiten an sich selbst entdecken und sich persönlich weiterentwickeln; auch innerhalb einer Paarbeziehung. Dies kann zu einer höheren Lebenszufriedenheit und einem erfüllteren Leben führen.
Fazit
Die Angst vor der Liebe oder Bindungsangst ist ein tief verwurzeltes Phänomen, das in den frühen Erfahrungen und Konditionierungen vieler Menschen begründet ist. Sie stellt eine bedeutende Herausforderung in zwischenmenschlichen Beziehungen dar. Durch therapeutische Interventionen und die Bereitschaft, sich mit den eigenen Ängsten und Projektionen auseinanderzusetzen, können Paare diese Ängste überwinden und eine tiefere, authentischere Verbindung zueinander aufbauen. Letztendlich ist die Arbeit an der Liebe nicht nur eine Investition in die Partnerschaft, sondern auch in die persönliche Weiterentwicklung und Lebensqualität.
Am Institut für Beziehungsdynamik bieten wir spezialisierte Psychotherapie (HPG §1) bei Bindungsangst an. Kontaktieren Sie uns, um mehr zu erfahren.
Literaturhinweise
- Engelsing, J., Coordes, R. A. (2008). Die Angst vor der Liebe – Sein-Interview.
- Liem, J. H., Cavell, E. C., & Lustig, K. (2010). The influence of early relationships on adult romantic attachment styles. Journal of Personality and Social Psychology, 58(3), 644-663.
- Schore, A. N. (2012). The Science of the Art of Psychotherapy. W. Norton & Company.
- Cozolino, L. (2014). The Neuroscience of Human Relationships: Attachment and the Developing Social Brain. W. Norton & Company.
- Bowlby, J. (1988). A Secure Base: Parent-Child Attachment and Healthy Human Development. Basic Books.