Im Rahmen ihrer Sexualtherapie berichtet eine Frau vom sexuellen Missbrauch durch ihren Vater und wie dieser ihr weiteres Leben und ihre Beziehungsfähigkeit maßgeblich beeinflusst hat:
„Als Kinder sind wir morgens vor dem Aufstehen oft noch zu unseren Eltern ins Bett gekrochen und haben uns angekuschelt. Meine Eltern schliefen zwar im gleichen Zimmer, hatten aber getrennte Betten. Ich glaube, es gab eine Phase, wo ich es vorzog, zu meinem Vater ins Bett zu kriechen, während mein Bruder zu meiner Mutter ging. Ich erinnere mich an eine Situation, da muss ich vielleicht 9 oder 10 gewesen sein: Ich lag mal wieder bei meinem Vater im Bett und war nackt.
Das war für uns nichts besonderes, meine Eltern waren FKK-Anhänger und wir waren es gewohnt, uns gegenseitig nackt zu sehen. Was allerdings, im Nachhinein betrachtet, ziemlich verlogen war, weil meine Eltern ansonsten ziemlich verklemmt waren. Körperliche Berührungen, Austausch von Zärtlichkeiten, geschweige denn sexuelle Handlungen zwischen meinen Eltern, bekamen wir praktisch so gut wie nie zu sehen. Es war also eine Pseudo-Offenheit, die keinen lebendigen Inhalt hatte, denn Intimitäten fanden nur heimlich und versteckt statt.
Natürlich habe ich meinen Vater über alles geliebt, ich habe es genossen, mich an ihn zu kuscheln, von ihm im Arm gehalten und gestreichelt zu werden. Doch plötzlich streichelte er auch über meine Möse, das war erst einmal ein komisches Gefühl. Im ersten Moment vermutete ich ein Versehen, schließlich konnte er ja unter der Bettdecke nicht genau sehen, wo seine Hand gerade war. Dann war ich peinlich berührt und schämte mich, weil ich spürte, dass der Finger meines Vaters feucht war, als er seine Hand von der Möse meinen Bauch hinauf gleiten ließ. Meine Möse war für mich ein Ausscheidungsorgan für Urin und das hatte ich damals wohl als schmutzig einprogrammiert. Es war mir also peinlich, dass mein Vater aus Versehen in Kontakt mit meinem schmutzigen Urin gekommen war. Ich schämte mich dafür, schmutzig zu sein. Dann fiel mir auf, dass mein Vater für ein Versehen viel zu lange und bewusst in diesem Bereich verweilte und scheinbar absichtlich und bewusst die Feuchtigkeit auf meinem Körper verteilte. Ich vermutete, dass es etwas mit meinem zukünftigen Frausein zu tun haben musste, welches meine Mutter schon hatte und ich noch nicht. Ich bekam eine Ahnung, dass mein Vater mich bereits als Frau wahrnahm.
Jetzt war ich im Zwiespalt zwischen Wohlgefühl und Ekel. Während ich das schreibe habe ich erotische Gefühle. Das ist eine Situation, die mich auch heute noch erregt: das heimliche, verstohlene, scheinbar zufällige Streicheln über die Möse, die Gier des anderen zu spüren, die sich nur versteckt zeigt. Schon bin ich programmiert. Nur so werde ich feucht. Direkte und offensichtliche Berührungen bewirken das Gegenteil.
Das peinlich berührte und schamvolle Gefühl haben mich einfrieren lassen. Ich habe mich zusammengezogen und verspannt, um dieser Berührung zu entgehen und hoffte, dass es so schnell wie möglich vorbeigehen möge. Gleichzeitig habe ich es aber auch genossen und Lust empfunden, woran ich mich jetzt allerdings nur noch vage erinnern kann.
Diese Situation habe ich vergessen, sie fiel mir erst lange nach meiner 2. Missbrauchsituation wieder ein, nachdem ich begonnen hatte, diese als Missbrauch zu verarbeiten.
Ich erinnere mich, dass ich mit vielleicht 13-14 Jahren, eine ähnliche Situation mit meinem 4 Jahre jüngeren Bruder nachgespielt habe. Ich habe mich hin und wieder mit ihm ins Bett gelegt und ihn dazu animiert, scheinbar unschuldig über meinen Körper zu streicheln, habe seine Hände dabei über meine Brüste und Richtung Möse geführt. Das hat mich jedes Mal ziemlich erregt. Seine unschuldige und teilweise auch zögerliche Mitarbeit haben mich erregt. Ich war jedoch gar nicht unschuldig, habe mich aber ihm gegenüber so gegeben, als seien es kleine unschuldige Spielchen, uns gegenseitig zu erforschen. Ich hatte allerdings gezielte Interessen, nämlich meine Lust zu spüren, wofür ich ihn benutzt habe.“