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Kann durch „Öffnung“ eine Beziehung gerettet werden? Haben Sie das schon mal als Empfehlung für Patienten ausgesprochen?

Wir sprechen grundsätzlich selten in unserer Praxis Empfehlungen aus, wir unterstützen Frauen und Männer lediglich darin, eine für sie passende Entscheidung selbstbestimmt zu treffen und erwachsen zu verantworten

Meiner Erfahrung nach nehmen sich die wenigsten Paare wirklich vor, eine „offene Beziehung“ zu führen. Zumeist ist es eher so, dass ein Partner eine Affäre mit einem anderen Menschen eingeht, aus der sich mehr entwickelt, so dass er nicht mehr darauf verzichten will und kann. Häufig erleben sich die Partner dann in einer Zwickmühle: Wird die Affäre beendet, so kann es sein, dass sie sich fühlen als hätten sie die Liebe zum „externen“ Partner zu Gunsten der Sicherheit der Zweierbeziehung aufgegeben. Somit kann die Entscheidung gegen die Affäre zum faulen Kompromiss für die Beziehung werden und damit auch die Zweierbeziehung belastet werden. Wird die Affäre hingegen fortgeführt, so steht oft die Beziehung auf dem Spiel und beiden steht ein intensiver und emotional aufreibender Auseinandersetzungsprozess bevor, an dessen Ende es auch zur Trennung kommen kann.
Somit kann eine „Öffnung“ der Beziehung durchaus langfristig eine Beziehung retten, indem der Partner, der eine Affäre eingeht und diese auslebt, freiwillig bei seinem „ursprünglichen“ Partner bleibt anstatt durch Schuldgefühle oder die Angst, den anderen zu verlieren gebunden zu bleiben. Auch eine andere Beziehungssituation ist denkbar, in der eine „Öffnung“ zur Rettung einer Beziehung beitragen kann: Wenn beispielsweise ein Partner in einer Beziehung an mangelnder Sexualität leidet und sein Frust den Beziehungsalltag überlagert, so kann eine sexuelle Öffnung ihn entlasten und damit zur Entspannung der Beziehung beitragen, da er mit weniger Erwartungsdruck auf den Partner mit dem geringeren sexuellen Verlangen zugehen kann. Dies kann aber auch gleichzeitig mit einer intensiven und manchmal auch schmerzhaften Auseinandersetzung in der “ursprünglichen” Beziehung einhergehen.