Viele Männer, die eine Sexualtherapie aufsuchen, weil sie zu früh kommen, fragen sich, was denn eigentlich die Ursachen von vorzeitigem Samenerguss – oder auch ejaculatio praecox genannt – sind. Warum komme ich zu früh? Die Vorstellung ist, dass man etwas ändern kann, sobald man die Gründe für die sexuelle Störung kennt. Doch ist das wirklich so? Und was können Gründe für vorzeitige Ejakulation sein?
In diesem Video führt Robert A. Coordes mögliche Ursachen und Gründe aus und kommentiert diese aus der sexualtherapeutischen Praxis.
In diesem Video möchte ich mich der Frage widmen, was die Ursachen für vorzeitigen Samenerguss sind oder besser sein können. Die meisten meiner Klienten beschäftigt diese Frage und die viele Männer begeben sich auf die Suche nach Ursachen und Gründen in eine Sexualtherapie. Die Vorstellung ist weit verbreitet, dass wir ein Problem dann oder erst dann lösen können, wenn wir die Ursachen beziehungsweise die Gründe kennen, warum und wodurch sie entstanden sind.
Was sind die Ursachen von vorzeitigem Samenerguss?
In diesem Video möchte ich mich der Frage widmen, was die Ursachen für vorzeitigen Samenerguss sind oder besser sein können. Die meisten meiner Klienten beschäftigt diese Frage und die viele Männer begeben sich auf die Suche nach Ursachen und Gründen in eine Sexualtherapie. Die Vorstellung ist weit verbreitet, dass wir ein Problem dann oder erst dann lösen können, wenn wir die Ursachen beziehungsweise die Gründe kennen, warum und wodurch sie entstanden sind.
Ich möchte eins voranstellen: Gerade im Bereich der psychologischen Phänomene und Störungen gibt es nie nur die eine Perspektive und damit auch nie nur die eine Theorie zu den Ursachen. Das ist gerade für diejenigen, die Gewissheit durch eine einheitliche und verbindliche Position und Ursache suchen, sicherlich unbefriedigend. Im Bereich der Sexualtherapie und damit auch der Psychotherapie gibt es verschiedene Psychotherapie-Schulen und psychotherapeutische Ansätze, die alle auch verschiedene Störungstheorien und Perspektiven haben.
Daneben gibt es bei vielen sexuellen Störung auch noch medizinische bzw. organische Ursachen, die man gerade bei vorzeitigen Samenerguss zumeist ausschließen kann. Trotzdem ist zu empfehlen, das gerade bei sog. sekundärem vorzeitigen Samenerguss, organische Ursachen beim Urologen abzuklären. Sekundär bedeutet bei der Einschätzung von sexuellen Störungen, dass das Problem sich irgendwann entwickelt hat, während man von einer primären sexuelle Störung spricht, wenn sie schon immer bestanden hat, d.h. der betroffene Mann keine anderen Erfahrungen gemacht hat.
Zu den organischen Ursachen: in seltenen Fällen kann ein sekundärer vorzeitiger Samenerguss ein Hinweis auf eine Entzündung des Urogentialtraktes oder eine neurologische Störung beispielsweise infolge von Abdominal-Operationen oder durch Alkoholmissbrauch sein. Bei primärem Ejaculatio Praecox geht man von rein psychischen Ursachen aus.
Was können denn nun psychologische Ursachen oder psychologische Perspektiven auf Ejaculatio Praecox sein?
Je nachdem, welche Schule und welche dementsprechende Perspektive man bemüht, so kommt man auch auf unterschiedliche Ursachen und Theorien. Die Verhaltenstherapie beispielsweise geht grundsätzlich davon aus, dass Störungen und damit auch sexuelle Störungen wie vorzeitiger Samenerguss auf erlerntes Verhalten zurückzuführen ist, dass sich heute als dysfunktional also unangepasst zeigt. Wie kann man das verstehen?
Jungen entdecken irgendwann – meistens in der Pubertät – die Masturbation für sich. Das ist oft eine Zeit, in der man sich Ansprüchen gegenüber sieht, nicht wirklich weiß, ob man stimmt und wie man sozial ankommt. Das führt zu Spannungen. Oft lernen Jungen dann, sich über Masturbation zu entspannen – sich warme Gefühle zu verschaffen und das meistens heimlich und „auf die Schnelle“. Verhaltenstherapeutisch könnte man nun sagen, dass hier ein Verhalten erlernt wird, das man dann später auch in erwachsenen Beziehungen weiterführt, weil es eben als Teil der Sexualität verinnerlicht wurde.
Eine andere, große Psychotherapieschule – die Psychoanalyse oder auch Tiefenpsychologie – geht davon aus, dass Störungen Ausdruck von tieferliegenden und verdrängten Konflikten sind. Von Konflikten, die uns zumeist in kindlichen Entwicklungsphasen als unlösbar erschienen sind und die wir daher verdrängen mussten, oftmals um in der Kindheit schwierige Phasen zu überleben. Im Falle vom vorzeitigen Samenerguss könnte es also sein, dass ein Mann durch die Störung seinen Konflikt der Partnerin oder dem Partner gegenüber ausdrückt, ohne dies bewusst so wahrzunehmen. Es ist, als wenn sich ein innerer Anteil widersetzt – und das in kindlich-trotziger Weise, so als würde der Mann sich auch als Erwachsener beispielsweise gegen die wahrgenommene Übermacht der Mutter wehren. Wichtig: Natürlich ohne, dass dies seinem bewussten Erleben und Denken zugänglich ist und mit massiven Folgekosten für sein Leben und seine Beziehung.
Die systemische Therapie, das dritte und letzte der in Deutschland anerkannten Psychotherapieverfahren, legt den Fokus eher auf den beziehungsstiftenden Aspekt einer Störung – und damit weniger auf die Ursachen. Hier würde man sich ansehen, wie mit der Störung umgegangen wird und welche Funktion der vorzeitigen Ejakulation zukommt. Und das zum einen in einer Beziehung und auch in der Person selbst. In Partnerschaften betrachtet man das gemeinsame Spiel, das entsteht, wenn der Mann zu früh kommt.
Ich finde alle genannten Ursachen aus den verschiedenen therapeutischen Perspektiven nachvollziehbar und stimmig.
Wir können im Bereich des Seelenlebens niemals mit Gewissheit sagen, was nun wirklich wie war und stattgefunden hat und was richtig oder falsch ist. Außerdem ist es auch nicht so, dass ein Mann, der eine bestimmte Mutterbindung erfahren hat, immer auch später an vorzeitigem Samenerguss leidet. Sexuelle Störungen sind immer aus verschiedenen Einflussfaktoren entstanden, fachlich ausgedrückt multifaktoriell bedingt.
Ich kann nur empfehlen, nicht zu viel Energie darauf zu verwenden, auf die Suche nach den potenziellen Ursachen zu gehen. In unserem sexualtherapeutischen Ansatz, der Beziehungsdynamischen Sexualtherapie, ist für uns der Begriff der Haltung, der inneren Haltung, zentral. Die Haltung beinhaltet die Beziehung zu sich selbst und auch verschiedene Einstellungen und Zuschreibung zu Partner oder Partnerin, dem Körper und sich selbst.
Wenn ein Mann beispielsweise seinen Körper in bestimmter, zumeist undifferenzierter Weise, wahrnimmt und erlebt, dann wird er aus mangelndem Körpergefühl auch wahrscheinlicher dazu neigen, zu früh zu kommen.
Ihm entgehen einfach die wichtigen körperlichen Signale, die einer Ejakulation vorangehen. Unsere Beziehungsdynamischer Perspektive werde ich in weiteren Videos ausführen. Alles, was man zum Überwinden von vorzeitigem Samenerguss braucht, ist potenziell im Hier und Jetzt – in der aktuellem Beziehung zur Partnerin oder zum Partner und zum eigenen Körper zu finden.