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Prävalenz – wie häufig ist vorzeitiger Samenerguss?

Vorzeitiger Samenerguss ist die häufigste sexuelle Störung bei Männern im Alter unter 60 Jahre. Je nach Studie wird angegeben, dass zwischen drei und 30 % aller Männer betroffen sind. Eine sehr verlässliche Studie geht von einer sogenannten Prävalenz von 20 % aus. In nichtklinischen Umfragen kommt man sogar teilweise auf bis zu 40 % an Männern, die unter vorzeitiger Ejakulation leiden. Wie kommt es nun zu diesen sehr unterschiedlichen Ergebnissen und Prävalenz raten? Hier ist natürlich entscheidend, auf wessen Einschätzung die Diagnose „vorzeitiger Samenerguss „basiert. Wenn Männer das Gefühl haben, zu früh zu kommen, dann neigen sie in der Regel auch dazu, die Zeit bis zum Höhepunkt bzw. bis zur Ejakulation niedriger einzuschätzen.

In Verlaufsbeobachtung hat man festgestellt, dass die Häufigkeit von vorzeitigem Samenerguss er abnimmt. Von 23 % in den siebziger Jahren auf 19 % in den neunziger Jahren. Parallel wurde eine Zunahme der sexuellen Unlust erhoben.

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Weiter geht man davon aus, dass nur maximal 10 % aller Betroffenen Männer überhaupt professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Das finde ich eine erschreckende Zahl, wenn man auf der anderen Seite berücksichtigt, wie groß das Leiden und der damit einhergehende Leidensdruck für Männer, die zu früh kommen ist. Was könnten die Gründe dafür sein?

Vorzeitiger Samenerguss ist die häufigste sexuelle Störungen von Männern unter 60 Jahren

Es könnte sein, dass die betroffenen Männer davon ausgehen, dass man daran nichts ändern kann.

Es könnte auch sein, dass Männer, die unter vorzeitigem Samenerguss leiden, so sehr unter Schamgefühlen leiden, dass es ihnen nicht möglich ist, professionelle Hilfe aufzusuchen und sich dort mitzuteilen und anzuvertrauen.

Es könnte auch sein, dass betroffene Männer ihr eigenes Leiden so sehr verdrängen, dass sie die Beschäftigung damit immer wieder aufschieben.

Es könnte auch sein, dass Männer die unter vorzeitigem Samenerguss leiden, irgendwann dazu übergehen, Sexualität zu meiden bzw. sich auf sexuelle Praktiken festzulegen, die einen Umgang mit dieser Störung einigermaßen ermöglichen.

Aus meiner sexualtherapeutischen Praxis halte ich alle drei Erklärungsmöglichkeiten für stimmig. Hinzu kommt, dass es für Betroffene Männer gar nicht so einfach ist, passende Hilfe zu bekommen. Viele wissen gar nicht, an wen sie sich wenden sollen oder wo sie passende Unterstützung finden können. So suchen betroffene Männer häufig im Internet, kaufen vielleicht Ratgeber oder suchen maximal noch einen Facharzt beispielsweise einen Urologen auf.

Unter Männern herrscht in der Regel besonders in Bezug auf sexuelle Störung schweigen. Das ist besonders erschreckend, wenn man wirklich davon ausgeht, dass bis zu 40 % aller Männer manchmal bis immer unter vorzeitigem Samenerguss leiden. Oft haben wir als Männer gelernt, dass wir uns er über unsere Fähigkeiten und Erfolge darstellen, als uns mit unseren scheinbaren Schwächen auszuliefern. Das ist ein Problem, denn so kultivieren betroffene Männer auch das Gefühl, mit dem eigenen Problem alleine dazustehen. Praktisch ist es hingegen so, dass ungefähr jeder fünfte Mann hin und wieder oder öfter bis immer damit zu tun hat, zu früh zu kommen. Wenn du also dieses Video ansiehst, weil du mit vorzeitigem Samenerguss zu tun hast, kann ich dir nur empfehlen, das Schweigen zu brechen. Für mich ist das Schweigen Teil des Problems. Wenn du weiterschweigst, wirst du auch nicht die Erfahrung machen, dass es anderen genauso geht wie dir. Damit wirst du weiterhin isoliert sein bzw. dich als isoliert erleben-so wird das Leiden vertieft und chronifiziert. Also: Tausch dich mit anderen Männern und Frauen aus und begibt sich auf die Suche nach professioneller Unterstützung. Es gibt Lösung und sehr hilfreiche Behandlungsform.

Allerdings möchte ich auch darauf hinweisen, dass auf dem Markt viele seltsame bis fahrlässige Hinweise weitergereicht werden. Darunter sind skurrile Ideen wie „denke an deine Mutter, kurz bevor du kommst“. Von einigen Klienten hörte ich auch Berichte über Urologenbesuche, die ich sehr kritisch sehe. Oft wird hier ausschließlich der Hormonspiegel gemessen, um daraufhin Testosteron zu empfehlen und zu spritzen. Manchmal wird auf die teils drastischen Nebenwirkung nur unzureichend hingewiesen. Manchmal hört man auch von der Empfehlung, einige Penisnerven zu veröden, um die Empfindlichkeit damit zu reduzieren. Für mich ist ein solcher Eingriff ein Ausdruck für die Entfremdung unseres Gesundheitssystems. Wie die Schmerzforschung eindrücklich nachweist, ist die Empfindlichkeit nur bedingt von der Anzahl unserer Rezeptoren abhängig. Solch einen Eingriff zu empfehlen, bevor eine Psychotherapie oder eine Sexualtherapie in Anspruch genommen wurde, finde ich unverantwortlich. Vor allem, weil er Eingriff irreversibel ist und die Empfindlichkeit damit auf immer beeinflusst ist.

Im Rahmen einer Sexualtherapie ist vorzeitiger Samenerguss sehr gut behandelbar. Auch gibt es viele Übungen, die sehr hilfreich sind, will man die Erregung trainieren oder kontrollieren. In den folgenden Videos werde ich einige Hinweise dazu geben, wo man ansetzen kann, um das Problem zu überwinden.

 

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